S. Geissbühler-Strupler: Schweizer Turnvaters Ernst Strupler

Cover
Titel
Der rastlose Erdgeist. Das bewegte Leben des Schweizer Turnvaters Ernst Strupler


Autor(en)
Geissbühler-Strupler, Sabina
Erschienen
Winterthur 2008: Birkenhalde
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Katrin Keller

2008 feierte Ernst Strupler seinen neunzigsten Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde ihm von seiner Tochter eine Biographie gewidmet. Der spätere Schul- und Universitätssportpionier Ernst Strupler wird in der Zwischenkriegszeit als ältester von drei Brü dern in eine untere Mittelstandsfamilie geboren. Sein in mehreren Turnvereinen engagierter Vater überträgt auf den jungen Ernst früh eine Begeisterung für Bewegung und Sport. Die einleitenden Kapitel über die Grosseltern Struplers unterstreichen die familiäre Sportveranlagung. Die Autorin beschreibt die erfolgreiche und vielseitige Karriere des Protagonisten als Turner, Wintersportler und insbesondere Turmspringer, welche ihren Höhepunkt in der Teilnahme am Wettkampf des Wasserspringens an den Olympischen Spielen 1948 in London findet. Während des Zweiten Weltkriegs bildet sich Strupler, unterbrochen von längeren Einsätzen im Aktivdienst, an der Universität Basel zum Turnlehrer aus. Parallel dazu amtet er als Leiter für verschiedene Disziplinen im Stadtturnverein Baden.

Im Rahmen seiner Dissertation erforscht Strupler die Geschichte der Leibesübungen seit dem Mittelalter. Die bezüglich des Turnens in den Erziehungsschriften der Aufklärung und der Reformpädagogik vertretenen Anschauungen sind für ihn Auslöser, sich vertieft und konzeptionell mit der Organisation von Sport- und Bewegungsangeboten sowie mit der Ausbildung der Turn- und Sportlehrer auseinanderzusetzen. 1959 wird er Vorsteher des Turn- und Sportamtes der Stadt Zürich und er setzt sich, trotz grossen Widerständen, für den Ausbau des öffentlichen Sportangebots ein (u.a. Schulund Berufsschulturnen, öffentliche Sportanlagen). Gleichzeitig beginnt er, neue Konzepte zum Sportstättenbau zu erarbeiten. Vier Jahre später wird Ernst Strupler als Universitätssportlehrer und Dozent für Schulturnen an das Sekundarlehramt nach Bern berufen. 1968 kann er den ersten Ausbildungsgang für das Eidgenössische Turn- und Sportlehrerdiplom I durchführen, 1972 folgt das Diplom II. Ziel ist eine ganzheitliche Ausbildung, die in sich die technischen, methodischen und theoretischen Aspekte der Sportvermittlung vereint. 1969 wird das Universitäts-Sportamt zum Institut für Leibeserziehung und Sport umgewandelt und Strupler zum Professor und Institutsleiter ernannt. Das Institut setzt sich unter ihm aus vier Abteilungen zusammen: freiwilliger Universitätssport für Studierende, Turnausbildung, Diplomturnlehrerausbildung und Forschungs- und Beratungsstelle für Turn- und Sportstättenbau. Das wahrscheinlich wichtigste Projekt, das Strupler als Institutsleiter umsetzen kann, ist der Bau der Universitätssportanlage Neufeld (heute ZSSW), die 1982, ein Jahr vor seiner Pension, in Betrieb genommen werden kann.

Sabina Geissbühler unterteilt ihr Buch in 42 Kapitel, die sich an den wichtigen Lebensstationen ihres Vaters orientieren. Die Autorin lässt zwischen den Beschreibungen der sportlichen und fachlichen Leistungen Struplers sehr viele allzu persönliche Erlebnisse einfliessen. Dies führt dazu, dass statt einer objektiv-kritischen Würdigung nur eine eher unreflektierte Überhöhung des Protagonisten stattfindet. Die übertriebene Ausbreitung familiärer Schicksalsschläge und tragischer Erlebnisse des Vaters und meh rerer Familienmitglieder versetzt den Leser in die unangenehme Position des voyeuristischen Zuschauers. Auffallend ist zudem, dass Geissbühler markant ihre eigenen politischen und erzieherischen Vorstellungen einbringt, bei denen der Zusammenhang zur Biographie und den Ansichten ihres Vaters wenig ersichtlich ist. Schade, eine weniger subjektiv gefärbte Biographie hätte die Pionierleistungen des «Turnvaters» mehr zur Geltung gebracht.

Zitierweise:
Katrin Keller: Rezension zu: Geissbühler-Strupler Sabina: Der rastlose Erdgeist. Das bewegte Leben des Schweizer Turnvaters Ernst Strupler. Winterthur, Birkenhalde 2008. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 57-59.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 57-59.

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