Schlossverein Schwarzenburg u. a . (Hrsg.): Photo Zbinden

Cover
Titel
Photo Zbinden. Drei Generationen Fotografie in Schwarzenburg 1916 – 2016


Herausgeber
Schlossverein Schwarzenburg; Regionalmuseum Schwarzwasser
Erschienen
Bern 2019: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
176 S.
von
Christian Lüthi, Direktion, Universitätsbibliothek Bern

2016 gab die Familienfirma Photo Zbinden in Schwarzenburg ihren Betrieb auf. Die Inhaber, die Geschwister Peter Zbinden und Ruth Clalüna-Zbinden, kamen ins Pensionsalter und fanden keine Nachfolge. Hundert Jahre zuvor hatte ihr Onkel Rudolf Zbinden (1892 – 1928) hier ein Fotoatelier eröffnet. Nach seinem frühen Tod übernahm seine Frau Lisi (1895 – 1987) das Geschäft und übergab es 1934 ihrem Schwager Robert (1908 – 2000), dem Bruder des verstorbenen Ehemannes. Er und seine zweite Frau Nora (1913 – 2012) waren die prägenden Figuren der Firma. Ihre Aufnahmen machen auch den grössten Teil der vorliegenden Publikation aus. Ihre Kinder Peter und Ruth über-nahmen nach Ausbildungen in der Fotografie und Wanderjahren im Ausland 1975 den Betrieb und führten ihn bis 2016 erfolgreich weiter. Über die ganze Zeit kamen rund 500 000 Fotos zusammen, die das Archiv der Firma bilden, das schliesslich ins Staatsarchiv des Kantons Bern übergeführt wurde.

2018 organisierten die Zbindens mit der Fotohistorikerin Nora Mathys eine Ausstellung im Regionalmuseum Schwarzwasser und im Schloss Schwarzenburg, die sehr gut besucht wurde, da fast alle Menschen in dieser Gegend einmal vor der Kamera bei Photo Zbinden gestanden hatten und die Firma damit das visuelle «Gedächtnis einer ganzen Region» schuf. Zbindens waren über Jahrzehnte die einzigen Fotografen in und um Schwarzenburg. Ihre Spezialität waren Porträtfotos, für die insbesondere Ruth internationale Auszeichnungen erhielt. Im Anschluss an die Ausstellung erschien eine Publikation mit einer tollen Bildauswahl, die einen Einblick in das Schaffen gibt. Die Fotos zeigen Menschen als Individuen oder in Gruppen bei der Arbeit, in der Schule, in der Freizeit, an Festen, Märkten und bei Anlässen von Vereinen. Über Jahrzehnte wurden zum Beispiel die Konfirmierten jährlich auf Gruppenfotos festgehalten. Zudem entstanden aufwendige Bilder bei Hochzeiten oder einfache Porträts für Jugendliche, die ein Fischerpatent beantragen wollten.

Die publizierten Zbinden-Fotos zeigen sehr schön, wie sich über Jahrzehnte hinweg die Mode, Kleider, aber auch die Rollen zwischen den Geschlechtern und die Selbstdarstellung von Familien veränderten. Speziell sind auch Bilder von Bauern, die mit Handwagen, gezogen von Hunden oder Motorfahrrädern, ihre Milch in der Käserei Rüschegg-Graben oder bei Chocolat Tobler abliefern. Weitere Fotos lassen in Welten schauen, die es so nicht mehr gibt: Dorfläden oder den Kurzwellensender Schwarzenburg.

Das Buch ist nebst der Einleitung in fünf Kapitel gegliedert und gruppiert damit die Bilder grob nach Themen, die je einen begleitenden Text umfassen: Familie Zbinden, Fotoporträts, die Region, Arbeitswelt, Leben im Dorf. Die Gestaltung des Bandes lädt zum Durchblättern und Betrachten der Bilder ein. Dies ist ein grosser Genuss, da die Fotos eine hohe gestalterische und fotografische Qualität aufweisen. Meist stehen Menschen im Mittelpunkt, die lebendig, attraktiv und teilweise auch originell in Szene gesetzt wurden. Dies ist das Verdienst der drei Generationen Zbinden, die ein Panorama des Lebens in den letzten hundert Jahren in Schwarzenburg festgehalten haben. Hervorzuheben ist ausserdem die kluge Auswahl der Fotos durch Nora Mathys, die auch die erläuternden Texte verfasste.

Zitierweise:
Christian Lüthi,: Schlossverein Schwarzenburg; Regionalmuseum Schwarzwasser (Hrsg.): Photo Zbinden. Drei Generationen Fotografie in Schwarzenburg 1916 – 2016. Bern: Stämpfli 2019. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 81 Nr. 4, 2019, S. 77-78.

Redaktion
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 81 Nr. 4, 2019, S. 77-78.

Weitere Informationen