M. S. Jacquat u.a. (Hrsg.).: Antoine Joseph Buchwalder (1792 – 1882)

Cover
Titel
Antoine Joseph Buchwalder (1792 – 1882) – éminant cartographe jurassien.


Herausgeber
Jacquat, Marcel S.
Erschienen
Porrentruy 2013: Société jurasienne d'émulation
Anzahl Seiten
271 S.
von
Hans-Rudolf Egli

Dieser Sammelband in französischer Sprache umfasst zwölf Kapitel, bestehend aus bisher nicht veröffentlichten Manuskripten und Manuskriptauszügen von Antoine Joseph Buchwalder und Beiträgen zu dessen Umfeld.

Beim ersten Kapitel («Buchwalder, né le 16 avril 1792», S. 11 – 81) handelt es sich um die Lebenserinnerungen Buchwalders, die mit seiner Geburt am 16. April 1792 beginnen und im Herbst 1825 abrupt enden. Das Manuskript wurde von den Herausgebern nur geringfügig sprachlich überarbeitet und mit Fussnoten ergänzt. Dieser autobiografische Text gibt einen sehr guten Einblick in die Ausbildung Buchwalders bei seinem Privatlehrer Jean-Amédée Watt (1775 – 1834) in Delémont und in seine Arbeitsweise bei der Erarbeitung der Carte de l’ancien évêché de Bâle in den Jahren 1815 bis 1822. Das Manuskript ist offenbar nicht vollständig überliefert.

Das zweite Kapitel (S. 82 – 109) ist ein Entwurf seiner Biografie, den er im 89. Lebensjahr auf Wunsch von Johann Rudolf Wolf (1816 – 1893) verfasst hat. Wolf war ab 1844 Mathematik- und Astronomieprofessor an der Universität Bern, ab 1855 Professor am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich und Direktor des dortigen Observatoriums. Wolf war besonders an den Vermessungs- und Kartografiearbeiten Buchwalders interessiert. Der erste Teil geht nochmals auf die Ausbildung bei Watt und die Arbeit an der Karte des Bistums Basel bis zum Druck im Jahr 1822 ein. Besonders wertvoll ist die Beschreibung der Vermessungsarbeiten und der topografischen Aufnahmen für die Dufourkarte, da Buchwalder einer der zuverlässigsten und begabtesten Ingenieur-Topografen der damaligen Zeit war. Zudem war er bereit, unter schwierigsten Verhältnissen auf Berggipfeln zu vermessen. Durch einen Blitzschlag am 5. Juli 1832 auf dem Säntis kam sein Gehilfe ums Leben, und er selbst wurde teilweise gelähmt. Er musste deshalb das Projekt der Alpentriangulation aufgeben. 1834 wurde er Strasseninspektor des Kantons Bern und projektierte unter anderem die Strasse am Nordufer des Bielersees und eine neue Strasse über den Hauenstein. Er arbeitete weiterhin bei der neuen Basisvermessung eng mit Henri Dufour und allen führenden Vermessungsingenieuren der damaligen Zeit zusammen.

Auf den Seiten 111 bis 128 sind die politischen Ereignisse im ehemaligen Bistum Basel und die Tätigkeiten Buchwalders chronologisch dargestellt. Die Tabelle ist mit einzelnen Zitaten aus den beiden vorangehenden Manuskripten ergänzt. Danach folgt ein Kapitel mit einem imaginären Interview von Jean-Paul Miserez, einem der Herausgeber des Bandes, mit Buchwalder. Es ist ein Gespräch zwischen zwei Vermessungsingenieuren, von denen der eine im 18./19. Jahrhundert lebte, der andere erst nach dessen Tod geboren wurde. Diese wahrscheinlich weitgehend auf den persönlichen Aufzeichnungen Buchwalders basierenden Informationen beschreiben präzise die damaligen Vermessungsmethoden und -instrumente und liefern ergänzende Angaben zur Arbeit an der Karte des Bistums Basel. Die ausserordentliche Genauigkeit dieser Karte wird auf der Grundlage der Analyse von Martin Rickenbacher mit Text und Abbildungen in einem weiteren kurzen Kapitel gewürdigt.

Dem Unglück während der Vermessungsarbeiten auf dem Säntis im Juli 1832 sind die nächsten drei Abschnitte gewidmet. Zuerst wird das Ereignis anhand des Feldbuchs und eines Briefs von Buchwalder an Jean-Amédée Watt detailliert beschrieben. Dann folgen die Auszüge aus zwei literarischen Texten von Charles Flandin und von Alexandre Dumas. Beide gehen auf das schreckliche Unglück im Rahmen von Reisebeschreibungen durch die Alpen ein. Sie schildern die dramatischen Ereignisse auf dem Säntis aufgrund eines persönlichen Gesprächs mit Buchwalder im Bad Pfäfers sehr eindrücklich.

Dann folgt eine kurze Biografie von Jean-Amédée Watt, die Buchwalder nach dessen Tod geschrieben, aber nicht publiziert hatte. Er würdigt Watt als Wohltäter und Freund, dem er nicht nur seine Ausbildung, sondern weitgehend auch seine Karriere als Ingenieur-Topograf und als Strasseninspektor zu verdanken hatte. Denn Buchwalder wollte auf eigenen Wunsch 1812 am Feldzug Napoleons nach Russland teilnehmen, was Watt jedoch im letzten Moment verhinderte, indem er einen Ersatzmann stellen und Buchwalder von seinem Vorhaben abbringen konnte.

Von den 129 Briefen, die Buchwalder an Watt geschrieben hat und die im Staatsarchiv Basel überliefert sind, wurden kurze Abschnitte ausgewählt, in denen er hauptsächlich den Druck der Bistumskarten beschreibt, den er persönlich in Paris beaufsichtigte.

Anschliessend ist ein Brief vom 9. Januar 1848 an General Dufour publiziert, in dem sich Buchwalder für Missverständnisse im Zusammenhang mit der neuen Karte der Schweiz entschuldigt. Er bewunderte die neue «Dufourkarte», vertrat jedoch eine grundlegend unterschiedliche Auffassung bezüglich des Kartenbildes.

Das letzte Kapitel trägt den Titel Grain de sel und ist eine Sammlung von kommentierten Zitaten aus den verschiedenen Manuskripten Buchwalders. Die Auswahl der Themen wird von den Herausgebern selbst als zufällig bezeichnet. Sie reichen vom Rhonegletscher und dessen Rückgang im 19. Jahrhundert über visionäre Strassenbauprojekte im Jura und neue Grenzvermessungen bis zu den damals unterschiedlichen Masssystemen. Die Zitate liefern dabei nur die Stichworte für weitere Informationen von Zeitgenossen zum Leben und zu den Arbeiten Buchwalders und sind von den Herausgebern ausführlich kommentiert.

Das Buch ist mit über sechzig Abbildungen illustriert, bei vielen fehlen leider die Quellenangaben.

Mit dieser Publikation wird Antoine Joseph Buchwalder als vielseitig begabter und ausgezeichneter Ingenieur aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Einerseits auf der Grundlage seiner eigenen Manuskripte, Briefe und Arbeiten, andererseits ergänzt durch zeitgenössische und aktuelle Informationen. Die Abfolge der sehr unterschiedlichen Quellen und Kommentare führt zu Wiederholungen und macht es schwierig, sich ein Gesamtbild Buchwalders zu machen.

Die Herausgeber bedauern, dass dieser ausserordentlich begabte und verdiente Topograf nicht wie Dufour durch die Benennung eines Hochalpengipfels geehrt wurde (S. 213). Mit dem vorliegenden Band haben sie ihn aber in sehr schöner Weise gewürdigt. Ein grosser Dank gebührt auch der Société jurassienne d’Émulation, die diesen Band in ihre Reihe aufgenommen hat.

Zitierweise:
Hans-Rudolf Egli: Jacquat, Marcel S. et al.: Antoine Joseph Buchwalder (1792 – 1882) – éminant cartographe jurassien. Porrentruy: Société jurassienne d’Émulation 2013. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 81 Nr. 4, 2019, S. 72-74.

Redaktion
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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 81 Nr. 4, 2019, S. 72-74.

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