H. Britt: Giesser und Totengräber

Cover
Titel
Giesser und Totengräber. Geschichte der Schweizer Giessereiindustrie


Autor(en)
Hanspeter Britt
Erschienen
Zürich 2016: Neue Zürcher Zeitung - Buchverlag
Anzahl Seiten
255 S.
von
Christian Lüthi, Direktion, Universitätsbibliothek Bern

Hanspeter Britt, geboren 1940, arbeitete sein ganzes Berufsleben in der Giessereibranche. Nach einer Lehre als Giesser in Winterthur studierte er Giessereitechnik in Duisburg, danach war er in leitender Stellung in grossen Firmen und am Schluss seiner Laufbahn im Handel und als Berater tätig. Bereits sein Urgrossvater arbeitete in den Kantonen Glarus und Thurgau als Giesser und gleichzeitig als Totengräber. Deshalb gab Britt dem Buch den etwas ausgefallenen Titel.

Anhand der Biografien seiner männlichen Vorfahren, die über drei Generationen dem Berufszweig treu blieben, gliedert der Autor sein Buch. Damit präsentiert er eine Geschichte der Giesserei in der Schweiz seit 1850, wobei es nicht nur um technische und wirtschaftliche Aspekte, sondern am Rand auch um Arbeitsverhältnisse oder Streiks geht. Mit dem Eisenbahnbau und der Industrialisierung verlagerten sich die Giessereien von den Standorten der Rohstoffgewinnung weg in die Zentren, wohin Metalle und Kohle per Bahn transportiert wurden und wo Arbeitskräfte leichter zu finden waren. Die 1823 gegründete Solothurner Firma Von Roll betrieb beispielsweise ihre Giessereien zuerst in den Juraklusen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen neue Standorte in Olten und Bern hinzu. Die Giessereien Georg Fischer, Sulzer und Escher Wyss entwickelten sich sogar zu grossen Konzernen, da mit der Industrialisierung die Nachfrage nach Metallprodukten stark zunahm. Britt widmet sich diesen Firmen eingehend. Ebenso stellt er auf drei Seiten die wichtigsten Giessereien im Kanton Bern vor. Der Grossvater des Autors betätigte sich ab 1887 in Biel als Giesser. 1908 gründete er dort eine eigene Giesserei, die bis 1935 existierte, dann jedoch von Georg Fischer in Schaffhausen aufgekauft und liquidiert wurde. Alexander Britt, der Vater des Autors, machte sich 1957 / 58 als Berater von Giessereifirmen selbstständig.

Am Schluss des Buchs listet der Autor die 48 Firmen auf, die 2014 Mitglied des Giessereiverbands der Schweiz waren. Sie beschäftigten noch rund 2700 Personen. Darunter befanden sich sechs Firmen im Kanton Bern: die Kilchhofer AG in Thun, die Eisengiesserei Ed. Mezger AG in Kallnach, die Hegi AG und die Nottaris AG in Oberburg, die Metalyss AG in Lyss und die Stadler Stahlguss AG in Biel. Der Anhang umfasst ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen des Giessereigewerbes.

Der Autor präsentiert einen chronologischen Überblick über die Geschichte der Giesserei in der Schweiz. Die Verknüpfung mit seiner Biografie und mit jener seiner Vorfahren ist zwar originell und lebendig, der Text springt jedoch im ganzen Buch hin und her von biografischen Aspekten und Anekdoten zur Geschichte einzelner Firmen und zu allgemeinen Entwicklungen der Branche. Zahlreiche wichtige Firmen erscheinen prominent im Text, andere wie die von-Moos’schen Eisenwerke in Emmenbrücke oder die Schweizerischen Metallwerke Selve in Thun finden leider keine Erwähnung. Ebenso wäre eine Zusammenstellung der Anzahl Firmen und Beschäftigten im Längsschnitt hilfreich und wünschbar gewesen.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Britt, Hanspeter: Giesser und Totengräber. Geschichte der Schweizer Giessereiindustrie. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2016. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 80 Nr. 1, 2019, S. 56-57.

Redaktion
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 80 Nr. 1, 2019, S. 56-57.

Weitere Informationen