J. Ackermann u.a.: Mönche – Nonnen – Amtsträger

Cover
Titel
Mönche – Nonnen – Amtsträger. Ein biografisches Handbuch zum Kloster St. Johann in Müstair (8. bis 21. Jahrhundert)


Autor(en)
Ackermann, Josef; Ursus, Brunold
Reihe
Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte 31
Erschienen
Chur 2014: Desertina
Anzahl Seiten
415 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Elsanne Gilomen-Schenkel

Der Band unternimmt es, die geistlichen Personen, die seit dem 8. Jahrhundert der Klostergemeinschaft von Müstair angehörten, sowie deren geistliche und weltliche Amtsträger zu verzeichnen. Nach ausführlicher Darlegung über Quellen und Literatur werden in der Einleitung die einzelnen Personengruppen, deren Mitglieder erfasst werden, aufgezählt. Es folgt ein Überblick über die Klostergeschichte. Es wird die Gründung und Frühgeschichte als Männerkloster (8. bis 11. Jahrhundert) geschildert, dann die Errichtung eines Frauenklosters durch die Bischöfe von Chur als Abtei von Benediktinerinnen (seit dem 12. Jahrhundert). Insbesondere wird über die Entwicklung der Bauten und die Ausgestaltung von Kirche und Klosteranlage sowie über die Geschichte der Kastvogtei berichtet. Diese war im 14. und 15. Jahrhundert in die Konflikte um den territorialen Landesausbau verwickelt und brachte das Kloster in grosse Schwierigkeiten. Dem Übergang der Vogtei an die Herzöge von Österreich 1421 folgte ein Aufschwung des Klosters. Doch ungünstige politische Entwicklungen (Schwabenkrieg, Reformation) bedrohten seine Existenz. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts konsolidierte sich die Lage wieder und der Konvent erstarkte personell. Die politischen Umbrüche um 1800, der Übergang der Kastvogtei an die Drei Bünde und die daraus folgenden finanziellen Einbussen veranlassten den Bischof von Chur, das Kloster in ein Priorat umzuwandeln und seine Verwaltung einem von ihm ernannten Administrator zu unterstellen. Aufhebungsbestrebungen zugunsten des katholischen Schulwesens wurden 1828 durch Absprachen über den Weiterbestand des Klosters zwischen Bischof und Grossem Rat des Kantons Graubünden abgewendet. Das Kloster war fortan zur Führung der Mädchenschule der Gemeinde Müstair verpflichtet. Der Konvent erholte sich personell und zählte zwischen 20 und 30 Mitglieder, Ende des 20. Jahrhunderts nahm er auf 10 Personen ab.

Es folgen die prosopographischen Hauptteile des Handbuches. Seit dem 8. Jahrhundert werden insgesamt 571 Personen verzeichnet. Davon betreffen 93 die Namen der Äbte und Mönche des frühmittelalterlichen Klosters Tuberis, dessen Klosterlisten in den Verbrüderungsbüchern von Reichenau, St. Gallen und Pfäfers enthalten sind und entsprechend ins frühe, mittlere und späte 9. Jahrhundert datiert werden. Da aus den folgenden 200 Jahren schriftliche Quellen zur Klostergeschichte fehlen, lässt sich weder das Ende des Männerklosters noch die Umwandlung in ein Frauenkloster zeitlich genauer einordnen. Für den Zeitraum ab Ende des 12. Jahrhunderts werden die Nonnen und Amtsträger des Frauenklosters, insgesamt 478 Personen, davon 271 Klosterfrauen und 207 Amtsträger, aufgeführt. Anders als im Frühmittelalter werden fortan die Personen in einer Abfolge von Kurzbiographien verzeichnet, zuerst die Klosterfrauen, unterteilt in Äbtissinnen (32), Priorinnen als Vorsteherinnen (20) und Konventualinnen (221). Bis Ende des 15. Jahrhunderts lassen sich die Amtszeiten der Äbtissinnen wie auch die Konventszugehörigkeit der Nonnen meist nur durch urkundliche Nennungen belegen. Für die Jahre 1409, 1469 und 1475 sind Urkunden mit Mitgliederlisten des Konvents überliefert. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts können Äbtissinnenwahlen, Profess wie auch Todesdaten häufiger belegt werden. Seit dem 17. Jahrhundert enthalten die Kurzbiographien Angaben zu Eltern, Familie, Geburts- und Taufdatum, Klostereintritt, Profess, Klosterämtern, zur Teilnahme an Wahlen, zum Todesdatum und Begräbnis.

Nach den Klosterfrauen folgen die Listen der männlichen Amtsträger des Klosters: Spirituale, Pröpste beziehungsweise Administratoren, zuletzt die Kastvögte. Zu gewissen Zeiten werden das Amt des Spirituals und des Propstes in Personalunion ausgeübt, von 86 Pröpsten haben 24 gleichzeitig als Spirituale geamtet. Spirituale waren oft Weltgeistliche oder Ordensgeistliche, welche zugleich die Pfarrei Müstair versahen. Über längere Zeit nahmen Benediktiner von Mariaberg und von Disentis das Amt des Spirituals wahr.

Den biographischen Listen folgen ausführliche Quellen- und Literaturverzeichnisse. Die Biographien weisen jeweils einen aussergewöhnlich präzisen Anmerkungsapparat auf, dessen Angaben zumeist leicht unter den Quellen aufzufinden sind. Zu bedauern ist, dass zentrale prosopographische Quellen, wie der Klosternekrolog oder das Sterberegister Müstair, die in zahlreichen Biographien genannt werden, unter den ungedruckten Quellen nicht explizit ausgewiesen werden.

Drei Anhänge bilden mit dem ausführlichen Orts- und Personenregister den Abschluss des Bandes. Neben dem Verzeichnis des privaten Bücherbesitzes von 35 Nonnen (17. bis 19. Jahrhundert) in der Klosterbibliothek und der Tabelle zur geographischen Herkunft der Nonnen von 1597 bis 2014 ist besonders hervorzuheben, dass in Anhang 1 16 Konventsverzeichnisse ediert sind, die für den Zeitraum von 1409 bis 1849 überliefert sind. Neben Aufzählungen der Nonnen in Lehensurkunden oder in Wahl- und Visitationsakten aus dem Klosterarchiv Müstair oder dem bischöflichen Archiv Chur, ist ein Verzeichnis der Mitglieder des Klosters Müstair von 1724 im Klosterarchiv Säben überliefert. Anlass dafür ist die Gebetsverbrüderung, welche die beiden Klöster 1725 eingingen, wodurch in anderer Zeit die Tradition der Mönche des frühmittelalterlichen Klosters, die mit Reichenau, St. Gallen und Pfäfers verbrüdert waren, wieder belebt wurde.

Zitierweise:
Elsanne Gilomen-Schenkel: Rezension zu: Josef Ackermann, Ursus Brunold, Mönche – Nonnen – Amtsträger. Ein biografisches Handbuch zum Kloster St. Johann in Müstair (8. bis 21. Jahrhundert), Chur: Kommissionsverlag Desertina, 2014. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 67 Nr. 1, 2017, S. 103-104.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 67 Nr. 1, 2017, S. 103-104.

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