W. Schäfer: In Brunnadern engagiert

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Titel
In Brunnadern engagiert. Vom mittelalterlichen Kloster zum modernen Heim Brunnadere-Huus und zur Residenz Elfenau Park in Bern


Autor(en)
Schäfer, Willy
Herausgeber
Stiftung Brunnadere-Huus
Erschienen
Bern 2011: Rub Media
Anzahl Seiten
176 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Stiftung Brunnadere-Huus publizierte Willy Schäfer, der von 1974 bis 2008 Pfarrer an der Petrusgemeinde war, einen illustrierten Band, der die Geschichte dieser sozialen Institution am Elfenauweg in Bern schildert. Die Publikation ist chronologisch aufgebaut und führt vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

Der Name Brunnadern wurde 1258 erstmals erwähnt. 1285 gründeten Dominikanerinnen hier das Kloster Brunnadern, das allerdings wenige Jahre später bei nicht dokumentierten Umständen wieder zerstört wurde. In der Folge ging das Land in den Besitz des Inselklosters über. Nach der Reformation und der Auflösung des Klosters verkaufte der Staat das Land in der Brunnadern an mehrere Privatpersonen.

1854 erwarb der Tuchhändler und Armenpfleger Georg Wilhelm Küpfer die Liegenschaft Elfenauweg 46, um dort mit kirchlich-pietistischen Kreisen eine «Rettungsanstalt für gefallene Mädchen» zu gründen. Unter dem Namen Magdalenenstift richteten sie ein Heim für junge Frauen ein, die schlecht ausgebildet waren und sich mit Prostitution, Betteln oder kleinen Delikten durchs Leben schlugen. Drei bis vier Angestellte betreuten hier über Jahrzehnte ein bis zwei Dutzend Frauen. 1860 bis 1930 nahm das Heim insgesamt 533 Frauen auf. Die Stiftung bot ihnen eine dreijährige Lehrzeit an und unterrichtete sie im Haushalten, Nähen und Glätten. Arbeit, Religion und Bildung waren die drei Säulen der erzieherischen Arbeit der Magdalenenstiftung. Viele der eingetretenen Frauen blieben nur kurze Zeit hier, etwa ein Drittel absolvierte die ganzen drei Jahre der Lehre.

Das Gründungsjahr fällt in eine Übergangsphase in der Armenpolitik des Kantons Bern: Bis 1846 waren die Heimatgemeinden verpflichtet, für ihre verarmten Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Von 1846 bis 1858 waren dafür private Armenvereine zuständig; erst ab 1858 mussten die Wohnsitzgemeinden die Mittel für die armen Einwohnerinnen und Einwohner aufbringen.

1887 gründeten die Stifter einen Verein, der die Trägerschaft bildete und den Betrieb führte. 1940 wechselte die Stiftung ihren Namen zu Evangelisches Mädchenheim Brunnadern. In den 1960er-Jahren führte der gesellschaftliche Wandel auch zu grossen Veränderungen bei der Führung von Anstalten und Heimen. Die Kritik am bisherigen Konzept des Heimes in der Brunnadern führte schliesslich 1975 zur Schliessung der Mädchenanstalt. Die Trägerschaft prüfte verschiedene Varianten, wie die Liegenschaft weiter zu nutzen sei. Schliesslich entschied sie sich, auf dem unbebauten Teil der Parzelle Alterswohnungen zu errichten. 1981 begann der Bau des Wohnparks Elfenau, der 1984 eröffnet wurde. Im Gebäude des Mädchenheims war seit 1975 eine Wohngruppe für geistig Behinderte eingemietet. 1986 bildete sich die Stiftung Brunnadere-Huus als Trägerschaft für ein Behindertenheim in dieser Liegenschaft, das bis heute besteht.

Der Autor hat die Geschichte der sozialen Institutionen am Elfenauweg aufgrund von umfangreichen Recherchen in Archiven und basierend auf der einschlägigen Literatur aufgearbeitet. Er stellt die These auf, dass das Magdalenenstift von 1854 auf den Fundamenten des mittelalterlichen Klosters errichtet wurde. Angesichts der spärlichen Quellenlage lässt sich dies allerdings nicht belegen. Wertvoll sind unter anderem die statistischen Informationen zum Betrieb des Mädchenheimes, die hier erstmals publiziert werden. Im Anhang sind zudem alle Personen aufgelistet, die in der Trägerschaft und im Betrieb des Mädchenheims ab 1854 mitgearbeitet haben.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Schäfer, Willy: In Brunnadern engagiert. Vom mittelalterlichen Kloster zum modernen Heim Brunnadere-Huus und zur Residenz Elfenau Park in Bern. Bern: Stiftung Brunnadere-Huus 2011. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 4, 2012, S. 74-75.

Redaktion
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 4, 2012, S. 74-75.

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