D. Schmutz: Geld, Preis, Löhne

Titel
Geld, Preis, Löhne. Ein Streifzug durch die Berner Wirtschaftsgeschichte


Autor(en)
Schmutz, Daniel; Lory, Martin
Reihe
Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum, 5
Erschienen
Zürich 2001: Chronos Verlag
Anzahl Seiten
64 S.
Preis
€ 13,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

Seit 1999 erscheint mit den «Glanzlichtern» eine neue Publikationsreihe des Bernischen Historischen Museums, welche besondere Objekte oder ausgewählte Samm- lungsteile vorstellt. Fünf dieser sorgfältig gestalteten und ausgezeichnet bebilderten Hefte sind bereits greifbar: Das keltische Schatzkästlein, Bilderwelt des Himmelbetts, Das Schnittmusterbuch von Salomon Erb, Leben und Tod des Heiligen Vinzenz, Geld – Preise – Löhne. Jedes Heft entspricht einem kleinen Museumsbesuch zwischen zwei Buchdeckeln. Die neuste Publikation vermittelt einen Einblick in die Geldgeschichte Berns von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Dabei streifen die Verfasser einzelne sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Themen, ohne allerdings einen umfassenden Überblick über die Wirtschaftsgeschichte zu bieten.

Die beiden Autoren – Numismatikspezialisten des Museums – präsentieren in der Einleitung einen gerafften Überblick über die bernische Geld- und Münzgeschichte sowie über die Entwicklung der Preise und Löhne. Den Hauptteil bildet ein Katalog mit 23 Objekten, die jeweils auf einer Doppelseite abgebildet sind, begleitet von einem erläuternden Text sowie weiteren Illustrationen. Die porträtierten Gegenstände sind klug ausgewählt und decken ein breites Themenspektrum ab. So trifft man unter anderem auf eine römische Schüssel, einen Messkelch von 1523, einen Münzschatz aus der Zeit des Bauernkrieges von 1653, eine Sammelbüchse für die Armen aus dem 17. Jahrhundert, eine Henkersrechnung von 1748, die älteste Banknote der Schweiz von 1836, ein Bahnbillett von 1872 und ein Exemplar einer Swatch-Uhr. Die Autoren erzählen zu jedem Gegenstand eine Geschichte, die sein Umfeld erläutert und ihn mit wirtschaftsgeschichtlichen Fakten verbindet. Sämtliche erwähnten Geldbeträge werden in Relation zur Kaufkraft und zur Arbeitszeit von Berufsleuten gestellt. So können auch Laien nachvollziehen, welche Bedeutung ein Gegenstand zu seiner Zeit hatte. Wer sich für ein Thema besonders interessiert, findet zudem weiterführende Literaturhinweise.

Dass auch kleinste Gegenstände interessante Überreste der Geschichte sein können, zeigt beispielsweise ein Schachtelkäse der Marke «Oberland», der 1942 von der Firma Gerber Käse hergestellt wurde. Die Schachtel enthielt sechs Portionen Schmelzkäse und kostete 95 Rappen, was damals einem halben Stundenlohn eines Arbeiters entsprach. Neben dem Hinweis auf heutige Preise für Schachtelkäse wird die Lebensmittelrationierung im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Nach der Lektüre bleibt einzig unklar, ob das Museum nur im Besitz der Schachtel oder auch des dazu gehörenden Käses ist. Beim genauen Betrachten der Abbildung lässt sich aber erkennen, dass die Verpackung geöffnet worden ist. So ist anzunehmen, dass der Käse vor dem Ablaufdatum vom 31. März 1942 verzehrt worden ist.

Dank diesem Glanzlicht bleiben die Exponate nicht tote Materie, sondern erhalten eine Aura vergangenen Lebens. Die Publikation ist ein schönes Lese- und Bilderbuch und zeigt, dass Museen keine verstaubten Institutionen sein müssen.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Schmutz, Daniel; Lory, Martin: Geld, Preis, Löhne. Ein Streifzug durch die Berner Wirtschaftsgeschichte, Zürich, Chronos, 2001 (Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum, 5). 64 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 63, Nr. 4, Bern 2001, S. 59.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 63, Nr. 4, Bern 2001, S. 59.

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