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Juli 1013 zur Welt. Das genaue Geburtsdatum steht in seiner Weltchronik und ist eines der verschiedenen darin enthaltenen Selbstzeugnisse («Ego-Dokumente»). Solche Angaben sind für das frühe Mittelalter bekanntlich sehr selten. Fast auf den Tag genau tausend Jahre später, vom 6. bis 8. Juni 2013, fand aus Anlass dieses Jubiläums in Weingarten eine interdisziplinäre Tagung statt. Der hier anzuzeigende Band vereinigt die an der Tagung gehaltenen Vorträge und zusätzlich zwei Beiträge. Wie die Herausgeber im Vorwort festhalten, soll eine Bilanz des heutigen Wissensstandes über diesen universalen Gelehrten und sein aussergewöhnlich vielfältiges Werk gezogen und sollen Wege für die künftige Forschung zu Hermann aufgezeigt werden. Der Band mit seinen sechzehn Beiträgen ist in fünf Teile gegliedert. Teil I ist mit Hermann der Lahme: Leben, Umwelt und Nachwirkung betitelt, er umfasst fünf Aufsätze. Thomas Zotz, Hermann und seine Familie, die Grafen von Altshausen (3–17), sichtet die in Hermanns Weltchronik enthaltenen Nachrichten über seine Familie, darunter das ausserordentliche Zeugnis zum Tod seiner Mutter 1052, sowie die weiteren Quellen und entwirft ein Bild dieser schwäbischen Adelsfamilie. Sie orientierte sich in ihrem Selbstverständnis stark an der Verwandtschaft mit dem heiligen Bischof Ulrich von Augsburg und pflegte enge, aber nicht konfliktfreie Beziehungen zum Kloster Reichenau. Parallelen und verwandtschaftliche Bindungen werden aufgezeigt zu den Zürichgaugrafen und späteren Grafen von Nellenburg, die als ihre Grablege das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen stifteten. Dass Hermann nicht in seinem Kloster Reichenau, sondern in der Familiengrablege in Altshausen (Landkreis Ravensburg) bestattet wurde, ist aussergewöhnlich und lässt ein ausgeprägtes adliges Fa¬milienbewusstsein erkennen. – Walter Berschin, Ego Herimannus. Drei Fragen zur Bio¬graphie des Hermannus Contractus (19–24), nimmt an, dass Hermanns schwere Behinderung, seine spastische Lähmung, nicht auf einen Geburtsfehler zurückzuführen ist, sondern auf eine frühe Kinderlähmung. Seine Ausbildung habe Hermann nicht als puer oblatus auf der Reichenau erhalten, sondern vielleicht in Augsburg, und er sei erst später ins Kloster aufgenommen worden. Als Behinderter habe er keine Priesterweihe oder andere Klerikerweihe bekommen, sondern nur eine einfache Mönchsweihe. – Helmut Maurer, Hermanns des Lahmen Kloster in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (25–42), steckt den äusseren Rahmen für die nachfolgenden Untersuchungen zum historio¬graphischen, literarischen, musikalischen und naturwissenschaftlichen Werk Hermanns ab. Ausgehend vom Klagebrief Abt Berns (1008–1048) über Übergriffe von Hermanns Vater Wolfrat von Altshausen gegenüber der Reichenau, situiert Maurer das Inselkloster im Spannungsfeld zwischen dem Adel im Bodenseeraum, dem Bischof von Konstanz, von dessen Abhängigkeit Bern die Reichenau durch Exemption lösen konnte, dem Papst sowie den Herrschern Heinrich II. und Heinrich III., zu denen Bern ein enges Verhältnis pflegte. – Felix Heinzer, In exteriori homine contractus. Körperdefizienz und Autorschaft – ein Paradigma in der mittelalterlichen Klosterkultur des Bodenseeraums? (43–64), widmet sich dem faszinierenden Thema, wieweit ein Zusammenhang zwischen körperlicher Versehrtheit und dichterisch-schöpferischer Kraft besteht, und untersucht dies geistreich an den Beispielen von Walahfrid Strabo, Notker dem Stammler und Hermann dem Lahmen. – Wolfgang Augustyn, Hermann der Lahme – Nachleben im Bild (65–84), stellt die im 13. Jahrhundert einsetzende, reiche Ikonographie zu Hermann vor. Häufig wird dieser mit dem Astrolab, dem Globus oder/und zwei Krücken als Attributen dargestellt. Er gilt als Meister der Arithmetik, Astronomie, Geographie und Musiktheorie; später wird er, der umstrittene Schöpfer der berühmten marianischen Antiphonen Salve regina und Alma redemptoris mater, auch als grosser Marienverehrer unter den Benediktinern dargestellt. Damit kommt ihm eine doppelte Rolle als geistlicher Dichter und Wissenschaftler zu. Eine wichtige Stellung in der Verehrung Hermanns des Lahmen und in der Verbreitung seines Kultes nimmt in der frühen Neuzeit das Kloster St. Gallen ein, das ihn zu seinen eigenen Mönchen zählte und als St. Galler Heiligen verehrte. In barocken Bibliothekssälen begegnet Hermann mit seinen naturwissenschaftlichen Attributen auch als Exempel für Modernität und Aufklärung. Nach dem Ancien Régime erlebten die künstlerischen Darstellungen Hermanns in Beuron einen Neubeginn, nun in neuer Bildkomposition und im Bekenntnis zur kirchlichen Tradition angesichts des Kulturkampfes. Hermann wird bis in die Gegenwart in zahlreichen Kirchen dargestellt und vor allem in Oberschwaben als Lokalheiliger verehrt (Fest am 24. September, seinem Todestag). In den Teil II: Hermannus historiographus, führt der grundlegende Aufsatz von HansWerner Goetz, Das Geschichts- und Weltbild der Chronik Hermanns von Reichenau (87–131), ein. Er analysiert zuerst die Art seiner Geschichtsschreibung, die einen hybriden Charakter zwischen Weltchronik, Kirchengeschichte und Annalen aufweist. Dann untersucht Goetz die Kompilationsmethode Hermanns, der die Autoren seiner Vorlagen nennt und nicht kritiklos abschreibt. Weiter kommen die in der Weltchronik seit Christi Geburt verwendete Chronologie und deren Darstellung zur Sprache, wofür Hermann sich auf zwei verschiedene Zeitsysteme, die Inkarnationsjahre und die Regierungsjahre (von Herrschern und von Päpsten), stützt. Der geographische Horizont verengt sich mit fortschreitender Zeit von der Universalgeschichte zur Reichsgeschichte und zur schwäbischen Lokalgeschichte (Karten S. 101). Damit ist auch ein Themenwechsel verbunden zu einem ab 900 von Vorlagen unabhängigeren Teil und ab 1021/1044 zur selbst erlebten Zeitgeschichte. Eine genaue inhaltliche Analyse der Vorlagen und ihrer Verarbeitung steht noch aus. In der Zeitgeschichte interessiert sich Hermann besonders für Bischofslisten und die Äbtelisten der Reichenau und St. Gallens und zeigt eine Vorliebe für Kunst, Naturerscheinungen oder bedeutende Gestalten der Wissenschaft. Die christliche Ausprägung seiner Geschichts¬¬schreibung kommt etwa in Berichten über Häresien oder in der Wahrnehmung anderer Religionen zum Ausdruck. – Heinz Krieg, Schwäbische Geschichte und schwäbische Umwelt im Spiegel von Hermanns Chronik (133–146), arbeitet aus der Weltchronik die regionale Identität Hermanns heraus, sein monastisch-kirchliches sowie familiäres Umfeld und die gentile Zuordnung zu Alemannien und Schwaben. Hermanns Selbstverständnis und seine Zugehörigkeit finden im «Wir»-Bewusstsein ihre Entsprechung. Im Teil III: Hermannus poeta, befassen sich drei Beiträge mit Hermanns Dichtung: Felix Heinzer, Zur Verbreitung von Hermanns Sequenzen (149–173), geht der Rezeption der Dicht¬werke nach, die in Hermanns Werkverzeichnis von dessen Schüler und Biographen Berthold von Reichenau aufgeführt sind. Seine Sequenzen und Heiligen-Offizien, die mit ihrem dichten biblischen und theologischen Hintergrund, im Vergleich mit den Dichtungen Notkers des Stammlers, ausgesprochene Werke der Gelehrsamkeit sind, wurden im Laufe des Mittelalters nur sporadisch verbreitet, vor allem im Kontext der Überlieferung innerhalb der Hirsauer Reform. Trithemius ordnet in seinem Schriftstellerkatalog von 1494 den Dichter und sein Werk dem Kloster St. Gallen zu. – Eva Rothenberger, Poetologische Weiterführung des Alten im Neuen. Der Marienhymnus Ave maris stella und Hermanns Mariensequenz Ave praeclara maris stella im Vergleich (175–194), stellt in subtiler Interpretation den anonymen Vesperhymnus und Hermanns Mariensequenz nebeneinander und zeigt die strukturelle, semantische und theologische Weiterführung des Alten im Neuen auf. – Bernhard Hollick, corpus – spiritus – deus: Anthropologie, Hamartiologie und Poetik im Opusculum Herimanni (195–219), untersucht das 1044/46 entstandene kleine Lehrgedicht über die (monastischen) Tugenden und Laster, das als polymetrische Dichtung in zwanzig verschiedenen Metren abgefasst ist. Die Rahmenhandlung besteht in einem humorvollen kleinen Drama zwischen Hermes, seiner Muse Melpomene und befreundeten Nonnen. Darin eingebettet sind Fallstudien zur Hamartiologie (Lasterlehre), worin Hermann sein poetisches Selbstverständnis und seine theologische Anthropologie auf virtuose Weise entfaltet, was ebenfalls für den Verfasser dieses gehaltvollen Aufsatzes gilt. Den musikalischen und naturwissenschaftlichen Werken unseres Reichenauer Universalgelehrten widmen sich fünf Beiträge im Teil IV: Hermannus musicus et artista. Michael Klaper, Musicus peritior non erat – Hermannus Contractus und die Musik seiner Zeit (223–242), ordnet Hermann als Musiker dem neuen Typus zu, der zugleich Dichter, Komponist, Musiktheoretiker und Ausführender ist. Klaper vergleicht sein Autorenprofil mit demjenigen Berns sowie Ekkeharts IV. von St. Gal-len. Tabellen auf 239–242 geben eine Übersicht über das dichterisch-musikalische und musiktheoretische Werk der Drei sowie über ihre Offizium-Kompositionen. – Menso Folkerts, Hermanns Schrift über das Zahlenkampfspiel (Rithmomachie) (243–258), verortet diesen arithmetischen Traktat in dem kurz zuvor entstandenen, komplizierten Zahlenkampfspiel, welches zum Erlernen von Multiplizieren und Addieren diente und bis in die Neuzeit verbreiteter war als das Schachspiel, und bewertet die Schrift als die eigenwilligste Verlautbarung in der Geschichte des Zahlenkampfes. – Martin Hellmann, Abakus und Rechenlehre im Werk Hermanns des Lahmen (259–271), be¬fasst sich mit der ebenfalls hochkomplexen Materie, wie Hermann im römischen Zahlensystem Bruchtabellen erstellen und mit Hilfe des Abakus das Osterdatum errechnen konnte. – David Juste, Hermann der Lahme und das Astrolab im Spiegel der neuesten Forschung (273–284), stellt die drei mit Hermann in Verbindung zu bringenden Traktate De mensura astrolabii, De utilitatibus astrolabii und De horologio viatorum zu diesem wichtigsten, multifunktionalen naturwissenschaftlichen Gerät des Mittelalters vor, das über Arabien und Katalonien nach Nordfrankreich und ins Reich gelangte, bespricht die von Hermann entwickelte Verwendung als tragbare Sonnenuhr und erörtert Fragen im Zusammenhang mit der ungeklärten Verfasserschaft. Ein Anhang listet die 65 bekannten Handschriften auf, welche diese Traktate enthalten (282–284). – Immo Warntjes, Hermann der Lahme und die Zeitrechnung. Bedeutung seiner Computistica und Forschungsperspektiven (285–321), bietet einen kompetenten Überblick über die Hermann vorausgehenden Traktate, über dessen drei Schriften zur Komputistik, zu dem von ihm neu berechneten Mondkalender, zur Vorausberechnung von Mond- und Sonnenfinsternissen und zur Unterscheidung von Computus vulgaris und Computus naturalis. Der letzte Teil V: Zusammenfassung und Ausblick, besteht einzig aus dem anregenden Aufsatz von Steffen Patzold, Hermann der Lahme als Autor und Mensch. Versuch einer Bilanz (325–337), der aufgrund des neuen Forschungsstandes einen Überblick über das Werk bietet und – dahinter unscharf wahrnehmbar – ein Bild des Lebens dieses gelehrten Mönchs zeichnet. Einige der Werke, an erster Stelle seine Weltchronik, harren noch der kritischen Neuedition. Um Hermanns Stellung in der Gelehrtenwelt des 11. Jahrhunderts besser erfassen zu können, wäre auch eine Biographie wünschenswert. Um mit den letzten Worten von Patzold zu schliessen: das Buch zeigt auch, «was wir alles noch nicht wissen. Der historischen Forschung bietet sich hier ein weites Arbeitsfeld an!» (337). Der gehaltvolle Tagungsband ist mit Farbtafeln ausgestaltet. Er enthält ein Orts- und Personenregister, hingegen fehlt ein Verzeichnis der Tafeln, Abbildungen und Karten, ebenso würde ein Handschriften-Register hilfreich sein. Zitierweise: Tremp, Ernst: Rezension zu: Hermann der Lahme. Reichenauer Mönch und Universalgelehrter des 11. Jahrhunderts, hg. von Felix Heinzer/Thomas Zotz unter Mitarbeit von Hans-Peter Schmit (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Band 208), Stuttgart 2016. 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Sie gründet sich einerseits auf die große Breite seines Schaffens und andererseits auf seine persönliche Situation. Aufgrund der biographischen Würdigung, mit der sein Schüler Berthold die Fortsetzung seiner Chronik beginnt, wird die Wahrnehmung Hermanns vor allem seit dem 19. Jahrhundert durch jenes _contractus_ bestimmt. So haftet vielen Darstellungen zu Leben und Werk des Reichenauer Mönches ein „dennoch“ oder „trotzdem“ an, doch dazu später. Der vorliegende Band versammelt 15 Untersuchungen, die im Kern auf die Vorträge einer Weingartner Tagung zur 1000jährigen Wiederkehr von Hermanns Geburt 2013 zurückgehen und um einzelne Beiträge ergänzt wurden. In vier Sektionen versucht die Sammlung, das Leben und das vielgestaltige Werk Hermanns zur Geschichtsschreibung, der Musik, der geistlichen Dichtung und Komposition, den Rechenkünsten und der Kalenderberechnung auf einen neuen Stand der Forschung zu bringen. Dabei wurden Vertreter unterschiedlicher Disziplinen eingeladen, so, wie die Werke Hermanns es erfordern: darunter Historiker, Mittellateiner, Kunst-, Musik- und Mathematikhistoriker. Wer sich zunächst einen Überblick über die Person, ihr Wirken und diesen Band verschaffen möchte, der beginne mit dem abschließenden Versuch einer Bilanz. Hier fasst Steffen Patzold konzise und treffsicher die Erträge der Forschung zusammen und benennt die noch offenen Punkte oder unsicheren Erkenntnisse als Ausgangspunkt für die zukünftige Beschäftigung. Deren Grundlagen müssen teilweise erst noch gelegt werden. Mehrere Werke warten auf ihre Edition oder Neuedition, nicht zuletzt Hermanns Chronik von den sechs Weltaltern. Über Hermanns Leben gibt es kaum Neues zu berichten, die Quellen sind bekannt (Sektion I). Thomas Zotz und Helmut Maurer beleuchten in umfangreichem Quellenstudium sein familiäres und monastisches Umfeld. Immerhin waren sowohl für die Familie Hermanns wie für die Reichenau die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts eine sehr bewegte Zeit. Walter Berschin allerdings beschäftigt sich in einem knappen Einwurf von gerade fünf Seiten (ohne Fußnoten nur die Hälfte!) zur bisherigen Forschung mit drei wichtigen biographischen Fragen: ab wann war Hermann „behindert“, wo ging er zu Schule, und: wurde er zum Priester geweiht? Trocken fegt er vielfach umgewälzte Annahmen beiseite: Über Hermanns körperlichen Zustand ist im Grunde nichts Valides zu sagen, so beredt die Quellen scheinen (die beiden Viten seiner Schüler Berthold von Reichenau und Heinrich von Weißenburg), so wenig sagen sie aus. Es ist nicht einmal möglich zu bestimmen, wann Hermanns Krankheit begann (das _ab ineunte aetate_, mit dem Berthold seine Vita einleitet, kann von Geburt, von Kindheit oder von Jugend an bedeuten). Dann bezweifelt Berschin die Ausbildung auf der Reichenau (S. 22) wegen des Konfliktes der Familie mit dem Kloster (worin ihm Patzold widerspricht, S. 327) und macht schließlich aus der Priesterweihe mit guten Argumenten eine einfache Mönchsweihe. Nicht mit der „Behinderung“ Hermanns, sondern mit der Frage nach einem möglichen „gemeinsamen Grundmuster für das Konzept einer mit Körperdefizienz verbundenen Autorschaft“ (S. 57) beschäftigt sich Felix Heinzer. Ausgangspunkt ist das „elaborierte Spiel mit Oppositionen“ in Bertholds biographischen Notizen, wo er vor allem den _homo exterior_ (den kranken und körperlich eingeschränkten) vom _homo interior_ (dem über große geistige Fähigkeiten verfügenden) scheidet. Neben Hermann untersucht Heinzer Walafried Strabo und Notker Balbulus, beide aus dem 9. Jahrhundert. Die Überlegungen, so erhellend sie im Einzelnen sind, runden sich nicht ganz, denn während Walafried und Notker eine durchaus bejahende Einstellung zu ihren körperlichen Einschränkungen in ihren Texten erkennen lassen (und selbst damit spielen), findet sich in den Texten Hermanns kein einziger Hinweis auf seine Krankheit, obwohl sein umfangreiches Werk genügend Möglichkeiten geboten hätte. Viel eher findet sich bei ihm nur eine postume Zuschreibungstradition, wie es sie später auch bei Notker gegeben hat. Hermanns Nachleben im Bild verfolgt Wolfgang Augustyn (mit gutem Tafeln) und auch hier wird das _contractus_ erst in der Neuzeit zu einem Attribut, allerdings nicht als Illustration der Beschreibung durch Berthold, sondern lediglich durch einen beigestellten Krückstock. Hermann wurde im Bild zu einer Projektionsfläche, die seine Biographie zwar voraussetzte (oder vielmehr seine Werke), aber mit seinem Leben nichts zu tun hatten. Zusammenfassen ließe sich die biographische Sektion vielleicht dahingehend, dass Hermann vor allem nachträglich in den Beschreibungen seiner Schüler Berthold und Heinrich zum „Behinderten“ wird und sehr viel später durch die Forschung. Ihm selbst war es wichtig, seine Familie und Verwandtschaft in die Geschichte einzuschreiben, wie Thomas Zotz herausarbeitet, ihre Frömmigkeit hervorzukehren (auch wenige eigene Daten wie Geburtstag und Schuleintritt), nicht aber seinen eigenen körperlichen Zustand. In den zehn Aufsätzen, die sich mit den Werken Hermanns auseinandersetzen (Sektion II–IV) wird immer wieder deutlich, wie sehr er auf fremde Vorlagen aufgebaut hat, dabei seine Vorliebe für Zahlen und Rhythmik aber immer zu erkennen ist. Und dies nicht nur in seinen explizit komputistischen oder mathematischen Schriften. Akribisch arbeitet Hans-Werner Goetz aus der Chronik heraus, wie wichtig Hermann die Chronologie und Zeitrechnung bei der Darstellung der Vergangenheit ist. Egal ob Regierungsantritt, Todesfälle, Naturerscheinungen oder Katastrophen, wenn irgend möglich, werden sie genau datiert und der Geschichte ein solides chronologisches Gerüst verliehen. Dass Hermann nicht nur ein gewandter Verseschmied war, der in seiner Morallehre immerhin 20 verschiedene klassische Metren verwandte, zeigt Bernhard Hollinck in der Analyse des Gedichts „Über die acht Hauptlaster“ (eigentlich: _Opusculum Herimanni_). Hermann wollte mit den Inhalten seiner Vorlagen (in Prosa) umgesetzt in Reimform nicht nur als Dichter glänzen, sondern hatte genaue theologische Vorstellungen, hier ausgehend vom Verhältnis von Körper, Seele und Gott, die er in ein virtuoses Gewand kleidete. Er konstruierte ein Abhängigkeitsverhältnis von Körper und Seele, das von innen nach außen verläuft, und war dabei weit weniger körperfeindlich eingestellt als manche Vorgänger oder Zeitgenossen. 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Größeren Ruhm dürfte Hermann durch seine komputistischen, astronomischen und mathematischen Schriften erlangt haben. Diese untersuchen Menso Folkerts (über das Zahlenkampfspiel – Rithmomachie), Martin Hellmann (über den Abakus und die Rechenlehre), David Juste (über den Astrolab) und Immo Warntjes (über die Komputistik). Zusammenfassend zeigt sich auch hier, wie originell und schöpferisch Hermann mit den Vorarbeiten anderer umgegangen ist. Seine Tabellen für die Berechnung von Brüchen, die mit römischen Zahlen kaum zu bewerkstelligen war, haben die Rechnerei immerhin graduell erleichtert und seinen Ruhm als Abazisten im Mittelalter begründet (S. 271). Selbst wenn Hermann nur schnell hingeworfene Notizen zurückgelassen hat, wie in seinem Text zur Rithmomachie, sind seine Ausführungen klarer, vollständiger und weiterführender als es seine Vorlage war (S. 254f). Insgesamt zeigen die Beiträge dieses Bandes, wie sehr Hermann ein Gelehrter des Mittelalters war, der Vorgefundenes strukturiert, präzisiert, verbessert und gelegentlich weitergeführt, aber nicht vollständig Neues geschaffen hat. Er war, wie Immo Warntjes es formuliert, ein „Eckstein zwischen der alten und der neuen Gelehrsamkeit“, zwischen den traditionellen, aus der Antike stammenden Disziplinen und den neuen, arabisch geprägten angewandten Wissenschaften (S. 287). Der vorliegende Band bietet einen beeindruckenden neuen Forschungsstand besonders zu den Arbeiten Hermanns von Reichenau, illustriert mit hochwertigen Tafeln, ergänzt mit Tabellen, Notenbeispielen und Schaubildern; und ganz nebenbei liefert er auch etliche Argumente dafür, in Zukunft auf den altbackenen Beinamen „der Lahme“ zu verzichten. Der _homo interior_, der innere Mensch, um auf Felix Heinzer und damit auf Berthold und schließlich auf Hermann selbst zurückzukommen, war alles andere als „lahm“. Dies zeigt dieser Band überdeutlich. Und über den _homo exterior_, den äußeren Menschen, können wir nicht viel sagen, brauchen es vielleicht auch gar nicht." 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Heinzer u.a. (Hrsg.): Hermann der Lahme | infoclio - Rezensionen

F. Heinzer u.a. (Hrsg.): Hermann der Lahme

Cover
Titel
Hermann der Lahme. Reichenauer Mönch und Universalgelehrter des 11. Jahrhunderts


Autor(en)
Heinzer, Felix; Zotz, Thomas; Schmit, Hans-Peter
Reihe
Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B 208
Erschienen
Stuttgart 2016: Kohlhammer Verlag
Anzahl Seiten
345 S.
Preis
€ 34,00
URL
von
Ernst Tremp, Mediaevistisches Institut, Universitaet Freiburg

Der Reichenauer Mönch und Universalgelehrte Hermann der Lahme (1013–1054) kam am 18. Juli 1013 zur Welt. Das genaue Geburtsdatum steht in seiner Weltchronik und ist eines der verschiedenen darin enthaltenen Selbstzeugnisse («Ego-Dokumente»). Solche Angaben sind für das frühe Mittelalter bekanntlich sehr selten. Fast auf den Tag genau tausend Jahre später, vom 6. bis 8. Juni 2013, fand aus Anlass dieses Jubiläums in Weingarten eine interdisziplinäre Tagung statt. Der hier anzuzeigende Band vereinigt die an der Tagung gehaltenen Vorträge und zusätzlich zwei Beiträge. Wie die Herausgeber im Vorwort festhalten, soll eine Bilanz des heutigen Wissensstandes über diesen universalen Gelehrten und sein aussergewöhnlich vielfältiges Werk gezogen und sollen Wege für die künftige Forschung zu Hermann aufgezeigt werden.
Der Band mit seinen sechzehn Beiträgen ist in fünf Teile gegliedert. Teil I ist mit Hermann der Lahme: Leben, Umwelt und Nachwirkung betitelt, er umfasst fünf Aufsätze. Thomas Zotz, Hermann und seine Familie, die Grafen von Altshausen (3–17), sichtet die in Hermanns Weltchronik enthaltenen Nachrichten über seine Familie, darunter das ausserordentliche Zeugnis zum Tod seiner Mutter 1052, sowie die weiteren Quellen und entwirft ein Bild dieser schwäbischen Adelsfamilie. Sie orientierte sich in ihrem Selbstverständnis stark an der Verwandtschaft mit dem heiligen Bischof Ulrich von Augsburg und pflegte enge, aber nicht konfliktfreie Beziehungen zum Kloster Reichenau. Parallelen und verwandtschaftliche Bindungen werden aufgezeigt zu den Zürichgaugrafen und späteren Grafen von Nellenburg, die als ihre Grablege das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen stifteten. Dass Hermann nicht in seinem Kloster Reichenau, sondern in der Familiengrablege in Altshausen (Landkreis Ravensburg) bestattet wurde, ist aussergewöhnlich und lässt ein ausgeprägtes adliges Fa¬milienbewusstsein erkennen. – Walter Berschin, Ego Herimannus. Drei Fragen zur Bio¬graphie des Hermannus Contractus (19–24), nimmt an, dass Hermanns schwere Behinderung, seine spastische Lähmung, nicht auf einen Geburtsfehler zurückzuführen ist, sondern auf eine frühe Kinderlähmung. Seine Ausbildung habe Hermann nicht als puer oblatus auf der Reichenau erhalten, sondern vielleicht in Augsburg, und er sei erst später ins Kloster aufgenommen worden. Als Behinderter habe er keine Priesterweihe oder andere Klerikerweihe bekommen, sondern nur eine einfache Mönchsweihe. – Helmut Maurer, Hermanns des Lahmen Kloster in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (25–42), steckt den äusseren Rahmen für die nachfolgenden Untersuchungen zum historio¬graphischen, literarischen, musikalischen und naturwissenschaftlichen Werk Hermanns ab. Ausgehend vom Klagebrief Abt Berns (1008–1048) über Übergriffe von Hermanns Vater Wolfrat von Altshausen gegenüber der Reichenau, situiert Maurer das Inselkloster im Spannungsfeld zwischen dem Adel im Bodenseeraum, dem Bischof von Konstanz, von dessen Abhängigkeit Bern die Reichenau durch Exemption lösen konnte, dem Papst sowie den Herrschern Heinrich II. und Heinrich III., zu denen Bern ein enges Verhältnis pflegte. – Felix Heinzer, In exteriori homine contractus. Körperdefizienz und Autorschaft – ein Paradigma in der mittelalterlichen Klosterkultur des Bodenseeraums? (43–64), widmet sich dem faszinierenden Thema, wieweit ein Zusammenhang zwischen körperlicher Versehrtheit und dichterisch-schöpferischer Kraft besteht, und untersucht dies geistreich an den Beispielen von Walahfrid Strabo, Notker dem Stammler und Hermann dem Lahmen. – Wolfgang Augustyn, Hermann der Lahme – Nachleben im Bild (65–84), stellt die im 13. Jahrhundert einsetzende, reiche Ikonographie zu Hermann vor. Häufig wird dieser mit dem Astrolab, dem Globus oder/und zwei Krücken als Attributen dargestellt. Er gilt als Meister der Arithmetik, Astronomie, Geographie und Musiktheorie; später wird er, der umstrittene Schöpfer der berühmten marianischen Antiphonen Salve regina und Alma redemptoris mater, auch als grosser Marienverehrer unter den Benediktinern dargestellt. Damit kommt ihm eine doppelte Rolle als geistlicher Dichter und Wissenschaftler zu. Eine wichtige Stellung in der Verehrung Hermanns des Lahmen und in der Verbreitung seines Kultes nimmt in der frühen Neuzeit das Kloster St. Gallen ein, das ihn zu seinen eigenen Mönchen zählte und als St. Galler Heiligen verehrte. In barocken Bibliothekssälen begegnet Hermann mit seinen naturwissenschaftlichen Attributen auch als Exempel für Modernität und Aufklärung. Nach dem Ancien Régime erlebten die künstlerischen Darstellungen Hermanns in Beuron einen Neubeginn, nun in neuer Bildkomposition und im Bekenntnis zur kirchlichen Tradition angesichts des Kulturkampfes. Hermann wird bis in die Gegenwart in zahlreichen Kirchen dargestellt und vor allem in Oberschwaben als Lokalheiliger verehrt (Fest am 24. September, seinem Todestag).
In den Teil II: Hermannus historiographus, führt der grundlegende Aufsatz von HansWerner Goetz, Das Geschichts- und Weltbild der Chronik Hermanns von Reichenau (87–131), ein. Er analysiert zuerst die Art seiner Geschichtsschreibung, die einen hybriden Charakter zwischen Weltchronik, Kirchengeschichte und Annalen aufweist. Dann untersucht Goetz die Kompilationsmethode Hermanns, der die Autoren seiner Vorlagen nennt und nicht kritiklos abschreibt. Weiter kommen die in der Weltchronik seit Christi Geburt verwendete Chronologie und deren Darstellung zur Sprache, wofür Hermann sich auf zwei verschiedene Zeitsysteme, die Inkarnationsjahre und die Regierungsjahre (von Herrschern und von Päpsten), stützt. Der geographische Horizont verengt sich mit fortschreitender Zeit von der Universalgeschichte zur Reichsgeschichte und zur schwäbischen Lokalgeschichte (Karten S. 101). Damit ist auch ein Themenwechsel verbunden zu einem ab 900 von Vorlagen unabhängigeren Teil und ab 1021/1044 zur selbst erlebten Zeitgeschichte. Eine genaue inhaltliche Analyse der Vorlagen und ihrer Verarbeitung steht noch aus. In der Zeitgeschichte interessiert sich Hermann besonders für Bischofslisten und die Äbtelisten der Reichenau und St. Gallens und zeigt eine Vorliebe für Kunst, Naturerscheinungen oder bedeutende Gestalten der Wissenschaft. Die christliche Ausprägung seiner Geschichts¬¬schreibung kommt etwa in Berichten über Häresien oder in der Wahrnehmung anderer Religionen zum Ausdruck. – Heinz Krieg, Schwäbische Geschichte und schwäbische Umwelt im Spiegel von Hermanns Chronik (133–146), arbeitet aus der Weltchronik die regionale Identität Hermanns heraus, sein monastisch-kirchliches sowie familiäres Umfeld und die gentile Zuordnung zu Alemannien und Schwaben. Hermanns Selbstverständnis und seine Zugehörigkeit finden im «Wir»-Bewusstsein ihre Entsprechung.
Im Teil III: Hermannus poeta, befassen sich drei Beiträge mit Hermanns Dichtung: Felix Heinzer, Zur Verbreitung von Hermanns Sequenzen (149–173), geht der Rezeption der Dicht¬werke nach, die in Hermanns Werkverzeichnis von dessen Schüler und Biographen Berthold von Reichenau aufgeführt sind. Seine Sequenzen und Heiligen-Offizien, die mit ihrem dichten biblischen und theologischen Hintergrund, im Vergleich mit den Dichtungen Notkers des Stammlers, ausgesprochene Werke der Gelehrsamkeit sind, wurden im Laufe des Mittelalters nur sporadisch verbreitet, vor allem im Kontext der Überlieferung innerhalb der Hirsauer Reform. Trithemius ordnet in seinem Schriftstellerkatalog von 1494 den Dichter und sein Werk dem Kloster St. Gallen zu. – Eva Rothenberger, Poetologische Weiterführung des Alten im Neuen. Der Marienhymnus Ave maris stella und Hermanns Mariensequenz Ave praeclara maris stella im Vergleich (175–194), stellt in subtiler Interpretation den anonymen Vesperhymnus und Hermanns Mariensequenz nebeneinander und zeigt die strukturelle, semantische und theologische Weiterführung des Alten im Neuen auf. – Bernhard Hollick, corpus – spiritus – deus: Anthropologie, Hamartiologie und Poetik im Opusculum Herimanni (195–219), untersucht das 1044/46 entstandene kleine Lehrgedicht über die (monastischen) Tugenden und Laster, das als polymetrische Dichtung in zwanzig verschiedenen Metren abgefasst ist. Die Rahmenhandlung besteht in einem humorvollen kleinen Drama zwischen Hermes, seiner Muse Melpomene und befreundeten Nonnen. Darin eingebettet sind Fallstudien zur Hamartiologie (Lasterlehre), worin Hermann sein poetisches Selbstverständnis und seine theologische Anthropologie auf virtuose Weise entfaltet, was ebenfalls für den Verfasser dieses gehaltvollen Aufsatzes gilt.
Den musikalischen und naturwissenschaftlichen Werken unseres Reichenauer Universalgelehrten widmen sich fünf Beiträge im Teil IV: Hermannus musicus et artista. Michael Klaper, Musicus peritior non erat – Hermannus Contractus und die Musik seiner Zeit (223–242), ordnet Hermann als Musiker dem neuen Typus zu, der zugleich Dichter, Komponist, Musiktheoretiker und Ausführender ist. Klaper vergleicht sein Autorenprofil mit demjenigen Berns sowie Ekkeharts IV. von St. Gal-len. Tabellen auf 239–242 geben eine Übersicht über das dichterisch-musikalische und musiktheoretische Werk der Drei sowie über ihre Offizium-Kompositionen. – Menso Folkerts, Hermanns Schrift über das Zahlenkampfspiel (Rithmomachie) (243–258), verortet diesen arithmetischen Traktat in dem kurz zuvor entstandenen, komplizierten Zahlenkampfspiel, welches zum Erlernen von Multiplizieren und Addieren diente und bis in die Neuzeit verbreiteter war als das Schachspiel, und bewertet die Schrift als die eigenwilligste Verlautbarung in der Geschichte des Zahlenkampfes. – Martin Hellmann, Abakus und Rechenlehre im Werk Hermanns des Lahmen (259–271), be¬fasst sich mit der ebenfalls hochkomplexen Materie, wie Hermann im römischen Zahlensystem Bruchtabellen erstellen und mit Hilfe des Abakus das Osterdatum errechnen konnte. – David Juste, Hermann der Lahme und das Astrolab im Spiegel der neuesten Forschung (273–284), stellt die drei mit Hermann in Verbindung zu bringenden Traktate De mensura astrolabii, De utilitatibus astrolabii und De horologio viatorum zu diesem wichtigsten, multifunktionalen naturwissenschaftlichen Gerät des Mittelalters vor, das über Arabien und Katalonien nach Nordfrankreich und ins Reich gelangte, bespricht die von Hermann entwickelte Verwendung als tragbare Sonnenuhr und erörtert Fragen im Zusammenhang mit der ungeklärten Verfasserschaft. Ein Anhang listet die 65 bekannten Handschriften auf, welche diese Traktate enthalten (282–284). – Immo Warntjes, Hermann der Lahme und die Zeitrechnung. Bedeutung seiner Computistica und Forschungsperspektiven (285–321), bietet einen kompetenten Überblick über die Hermann vorausgehenden Traktate, über dessen drei Schriften zur Komputistik, zu dem von ihm neu berechneten Mondkalender, zur Vorausberechnung von Mond- und Sonnenfinsternissen und zur Unterscheidung von Computus vulgaris und Computus naturalis.
Der letzte Teil V: Zusammenfassung und Ausblick, besteht einzig aus dem anregenden Aufsatz von Steffen Patzold, Hermann der Lahme als Autor und Mensch. Versuch einer Bilanz (325–337), der aufgrund des neuen Forschungsstandes einen Überblick über das Werk bietet und – dahinter unscharf wahrnehmbar – ein Bild des Lebens dieses gelehrten Mönchs zeichnet. Einige der Werke, an erster Stelle seine Weltchronik, harren noch der kritischen Neuedition. Um Hermanns Stellung in der Gelehrtenwelt des 11. Jahrhunderts besser erfassen zu können, wäre auch eine Biographie wünschenswert. Um mit den letzten Worten von Patzold zu schliessen: das Buch zeigt auch, «was wir alles noch nicht wissen. Der historischen Forschung bietet sich hier ein weites Arbeitsfeld an!» (337). Der gehaltvolle Tagungsband ist mit Farbtafeln ausgestaltet. Er enthält ein Orts- und Personenregister, hingegen fehlt ein Verzeichnis der Tafeln, Abbildungen und Karten, ebenso würde ein Handschriften-Register hilfreich sein.

Zitierweise:
Tremp, Ernst: Rezension zu: Hermann der Lahme. Reichenauer Mönch und Universalgelehrter des 11. Jahrhunderts, hg. von Felix Heinzer/Thomas Zotz unter Mitarbeit von Hans-Peter Schmit (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Band 208), Stuttgart 2016. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 115, 2021, S. 425-427. Online: <https://doi.org/10.24894/2673-3641.00100>

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