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Wer regt an, wer entscheidet, wer profitiert? Und welches Verständnis von Wissenschaft steht dabei im Hintergrund? Monika Gisler widmet sich unter Mitarbeit weiterer Personen auf knapp zweihundert Seiten und in neun Kapiteln der Geschichte der Schweizerischen Geisteswissenschaftlichen Gesellschaft (SGG) – ab 1985 Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften (SAGW). Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit der für die Schweiz geradezu obligaten Referenz auf die 1930er Jahre, in denen gemäss einer gängigen These erstmals eine nationale Wissenschaftspolitik zum Thema wurde. Wie im Falle anderer schweizerischer Gesellschaften auch war zunächst der Druck von aussen ausschlaggebend: Vorarbeiten für einen Beitritt der Schweiz in die Union Académique Internationale (UAI) ab 1939 brachten den Stein ins Rollen, weil dafür eine nationale Organisation der einzelnen geisteswissenschaftlichen Gesellschaften wünschenswert war. Zudem war seit dem Arbeitsbeschaffungsprogramm des Bundes von 1934 deutlich geworden, dass nur eine schlagkräftige und durchsetzungsfähige Institution die Interessen der kleineren Gesellschaften vertreten konnte. Nach mehrjähriger Vorarbeit fanden die Gesellschaften schliesslich 1946 unter dem Dach der SGG zusammen. Mit der Gründung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) 1952 war zwar eine potente Anlaufstelle geschaffen, aber durch die direkte Konkurrenz unter den grossen Gesellschaften liefen auch endlose Diskussionen über die Förderungswürdigkeit von Projekten an. In den ersten Jahrzehnten spannten die SGG und die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft (SNG) noch zusammen, indem sie ein gemeinsames Generalsekretariat führten und sich so abstimmten. Die Institutionalisierung der Sozialwissenschaften an Hochschulen in den 1970ern brachte die Frage auf, ob auch die Sozialwissenschaften einen Platz innerhalb der SGG hätten. Erst 1991, nun als Akademie, fand dies in der Bezeichnung «Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften» Niederschlag. Es folgten zeitgemässe Versuche, am Branding der SAGW zu arbeiten und mit zuweilen humorvollen Interventionen («It’s the humanities, stupid!») Aufmerksamkeit zu erregen. Die Geschichte der SGG/SAGW fügt sich in eine breitere Politik- und Kulturgeschichte der Schweiz ein und trägt gleichzeitig zur relativ jungen Geschichtsschreibung der Geisteswissenschaften bei. Dabei spricht Gisler viele relevante Themen an. Beispielsweise diskutierten die Beteiligten schon von Anfang an über den Wert geisteswissenschaftlicher Forschung. Hier ist sehr genau nach den unterschiedlichen Positionen und Interessen zu fragen, die jeweils handlungsleitend waren. An einigen Stellen im Buch liegt beispielsweise die Vermutung nahe, dass gewisse vorgebrachte Bedrohungsszenarien primär Rhetorik und weniger tatsächliche Bedrohung waren, ähnlich wie sie zeitweise auch für die Natur- und Ingenieurswissenschaften formuliert wurden. Dafür könnte ein direkter Vergleich mit der SNG und eine genauere Analyse der personellen und ideellen Nähe zwischen SGG und SNG zielführend sein. Die Relevanzfrage hing ausserdem mit dem Bestreben der SGG zusammen, zunehmend durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit ihre Position im schweizerischen Wissenschaftsbetrieb zu festigen und Diskussionen zu provozieren. Mit Lisa Malich könnten Gislers Anregung weitergeführt werden. Interessant wäre etwa zu fragen, welchen Markt die SGG eigentlich bediente. Wie wurden nationale und internationale Dimensionen verhandelt? Und welche Rolle spielte hier der Föderalismus? 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Zitierweise: Diener, Leander: Rezension zu: Gisler, Monika: Zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. 75 Jahre Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Unter Mitwirkung von Samuel Amstutz, Christian Leder und Mitarbeitenden des Center for Higher Education and Science Studies der Universität Zürich, Basel 2022. Zuerst erschienen in: |http://www.sgg-ssh.ch/de/publikationen/schweizerische-zeitschrift-fuer-geschichte-szg|Schweizerische Zeitschrift für Geschichte| 73(3), 2023, S. 41-417. Online: ." 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Monika Gisler aber liess sich nicht aus der Ruhe bringen. Unterstützt von zwei Mitarbeitern hat die Historikerin die Geschichte der 1946 gegründeten SAGW chronologisch, solid und informativ zu Papier gebracht (inwiefern das prominent als mitwirkend genannte Center for Higher Education and Science Studies der Universität Zürich zum Buch beigetragen hat, wird nicht ersichtlich). Dabei fördert die Autorin Erstaunliches zutage. In der republikanischen Schweiz entstand nicht nur die SAGW, sondern entstanden auch die anderen Akademien vergleichsweise spät. Sie versammeln nicht primär «Exzellenz» wie ihre europäischen Schwestern, die von Königen und Fürsten gegründet worden sind, sondern stehen im Dienst auch nichtakademischer, zivilgesellschaftlicher Vereinigungen, die sich etwa mit Geschichte und Kunst beschäftigen. Wissenschaft für die «Res publica». Ferner kämpfte die zunächst rein geisteswissenschaftliche Akademie von Anfang an für ein besseres Standing der Geisteswissenschaften, für Anerkennung und mehr Mittel – daran hat sich seither nicht viel geändert. So reflexiv die Humanities sich auch erweisen: Wenn es an das Eingemachte geht, also um das letzte Wort in der Forschungspolitik oder den letzten Franken, wenden Wissenschaftsverwaltung und Bundesräte sich dann doch der Atom- oder Nanotechnik zu. Bildungsgespräche über Kunst und Kultur am Kaminfeuer mögen erbaulich sein, sind halt aber auch verzichtbar – «It’s the economics, stupid!», wie weiland Bill Clintons Wahlkampfslogan lautete. Allerdings – auch dies belegt die Institutionengeschichte – waren die elitären Geisteswissenschaftler der ersten Stunde bestens mit dem wissenschaftspolitischen und naturwissenschaftlichen Establishment verknüpft, ja sogar Teil davon. 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Die Dachorganisation SAGW ist nicht nur stetig gewachsen, vereint immer mehr Mitgliedsgesellschaften und verteilt immer mehr Gelder, sie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten als sogar witzige Anwältin der Humanwissenschaften profiliert, welche die wachsende Schar technokratiegläubiger Politiker und Politikerinnen vom beinahe unbezahlbaren Wert des Reflexionswissens zu überzeugen versucht. «It’s the humanities, stupid!», hiess die charmante Kampagne, die den schlagenden Nachweis führte, dass ohne das von allen Menschen praktizierte, aber von den Geisteswissenschaften kultivierte Verstehen der symbolisch verfassten Welt gar nichts gehe. Strategisch setzt die SAGW im 21. Jahrhundert voll auf die Modernisierungsschiene. Sie hat den ökonomistischen Innovationsbegriff relativiert, der vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI favorisiert wird, indem sie den umfassenden Nutzen der Humanwissenschaften ins Feld führt – am Anfang steht eben das Verstehen. 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Die meisten Illustrationen geben Statuten und offiziöse Schreiben wieder, die aufgrund ihres bescheidenden Alters nicht mit der Aura des Geschichtlichen aufwarten können. Die zahlreichen Boxen, die den Lauftext auflockern sollen, sind entweder Persönlichkeiten gewidmet, deren Kurzbiografien auch auf Wikipedia zu finden sind, oder SAGW-Unternehmen und weiteren Organisationen, die quasi in ihren eigenen Worten, wie sie sich auf ihren Webseiten finden könnten, porträtiert werden. So erfährt der Leser etwa, dass sich die «Gender Studies in der internationalen Praxis als anerkannter, zukunftsorientierter Wissenschaftszweig» etabliert hätten. Gut zu wissen. Stichwort Zukunft: Zwei Ratschläge gibt das Buch der Jubilarin mit auf den Weg. 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Zuerst erschienen in: |https://www.sagw.ch/sagw/aktuell/publikationen/details/news/sagw-bulletin-3-21|SAGW (2021): Edieren: Geisteswissenschaften im digitalen Wandel | Éditer: les sciences humaines en mutation (Bulletin der Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften 27,3). https://doi.org/10.5281/zenodo.5716099" ["clio:coop"]=> int(0) ["clio:focus"]=> bool(false) ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:workflowStatus"]=> int(14) ["cliowf:originator"]=> string(8) "INFOCLIO" ["clio:tableArchive"]=> string(0) "" ["R:rdaRoles:contributor"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(15) "beitraeger-6787" ["foaf:givenName"]=> string(3) "Urs" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Hafner" ["foaf:mbox"]=> string(19) "u_hafner@bluewin.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(0) } } } ["R:cliowf:relatedWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:cliowf:ContributionWorkflow"]=> array(2) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(14) "Natale, Enrico" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } } } ["D:clio:Comment"]=> array(0) { } ["doctrine_entity"]=> string(17) "PublicationReview" ["R:rda:reviewOfManifestation"]=> array(0) { } ["hsk:categories"]=> array(8) { [0]=> string(10) "1/9/18/147" [1]=> string(10) "1/9/18/148" [2]=> string(7) "1/9/210" [3]=> string(10) "2/23/24/29" [4]=> string(9) "3/106/203" [5]=> string(8) "3/114/88" [6]=> string(8) "3/114/62" [7]=> string(9) "3/114/180" } ["R:cliowf:relatedPublishingWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(7) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(14) "Natale, Enrico" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(32) ["cliowf:channel"]=> string(8) "INFOCLIO" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2021-12-14T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "42209" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } } ["clio:domain"]=> string(2) "ZG" ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } } ["clio:tableArchive"]=> string(0) "" ["clio:objectStatus"]=> int(1) ["cliowf:workflowStatus"]=> int(1) ["clio:focus"]=> bool(true) ["R:rdaRoles:contributor"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } ["cliowf:originator"]=> string(8) "INFOCLIO" ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } } ["hsk:categories"]=> array(8) { [0]=> string(10) "1/9/18/147" [1]=> string(10) "1/9/18/148" [2]=> string(7) "1/9/210" [3]=> string(10) "2/23/24/29" [4]=> string(9) "3/106/203" [5]=> string(9) "3/113/209" [6]=> string(8) "3/114/88" [7]=> string(8) "3/114/62" } ["R:cliowf:relatedPublishingWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(7) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(14) "Natale, Enrico" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(32) ["cliowf:channel"]=> string(8) "INFOCLIO" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2024-02-08T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "42209" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } } ["clio:domain"]=> string(2) "ZG" ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } ["typepath"]=> string(17) "publicationreview" ["coins"]=> string(305) "" ["prevId"]=> string(10) "reb-141959" ["prevContentType"]=> string(3) "reb" ["prevTitle"]=> string(87) "J. 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Gisler: Zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik | infoclio - Rezensionen

M. Gisler: Zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik

Cover
Titel
Zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. 5 Jahre Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften


Autor(en)
Gisler, Monika
Erschienen
Basel 2021: Schwabe Verlag
Anzahl Seiten
206 S.
von
Leander Diener, Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte, Universität Zürich

Vor fünf Jahren brach die Historikerin Lisa Malich in der Zeitschrift «Berichte der Wissenschaftsgeschichte» eine Lanze für die Institution als Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte. Galt die Institutionengeschichte manchen als etwas verstaubt, erkannte Malich die Möglichkeit, einer zuweilen absurden Tendenz zu mikrohistorischen Analysen «unter dem Vorzeichen der Praxeologie, der ANT oder der Situiertheit von Wissen» zu begegnen.1 Institutionen erlauben nämlich die Untersuchung von Verflechtungen, Kontinuitäten, Zirkulationsprozessen, Kodifizierungen und Machtverhältnissen. Unter diesen Institutionen (Malich dachte zunächst an Spitäler und Psychiatrien) drängen sich diejenigen, die sich mit der finanziellen und ideellen Förderung von Wissenschaften auseinandersetzen, vielleicht weniger auf als andere. Nichtsdestotrotz ist gerade der institutionelle Überbau des wissenschaftlichen Arbeitens zentral, wenn es darum geht, eine Wissenschaftsgeschichte als Kultur- und Wissensgeschichte zu verorten und zu politisieren. Vor welchem historischen Hintergrund wird der Bedarf an Förderung für eine wissenschaftliche Disziplin formuliert? Wer regt an, wer entscheidet, wer profitiert? Und welches Verständnis von Wissenschaft steht dabei im Hintergrund?

Monika Gisler widmet sich unter Mitarbeit weiterer Personen auf knapp zweihundert Seiten und in neun Kapiteln der Geschichte der Schweizerischen Geisteswissenschaftlichen Gesellschaft (SGG) – ab 1985 Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften (SAGW). Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit der für die Schweiz geradezu obligaten Referenz auf die 1930er Jahre, in denen gemäss einer gängigen These erstmals eine nationale Wissenschaftspolitik zum Thema wurde. Wie im Falle anderer schweizerischer Gesellschaften auch war zunächst der Druck von aussen ausschlaggebend: Vorarbeiten für einen Beitritt der Schweiz in die Union Académique Internationale (UAI) ab 1939 brachten den Stein ins Rollen, weil dafür eine nationale Organisation der einzelnen geisteswissenschaftlichen Gesellschaften wünschenswert war. Zudem war seit dem Arbeitsbeschaffungsprogramm des Bundes von 1934 deutlich geworden, dass nur eine schlagkräftige und durchsetzungsfähige Institution die Interessen der kleineren Gesellschaften vertreten konnte. Nach mehrjähriger Vorarbeit fanden die Gesellschaften schliesslich 1946 unter dem Dach der SGG zusammen. Mit der Gründung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) 1952 war zwar eine potente Anlaufstelle geschaffen, aber durch die direkte Konkurrenz unter den grossen Gesellschaften liefen auch endlose Diskussionen über die Förderungswürdigkeit von Projekten an. In den ersten Jahrzehnten spannten die SGG und die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft (SNG) noch zusammen, indem sie ein gemeinsames Generalsekretariat führten und sich so abstimmten. Die Institutionalisierung der Sozialwissenschaften an Hochschulen in den 1970ern brachte die Frage auf, ob auch die Sozialwissenschaften einen Platz innerhalb der SGG hätten. Erst 1991, nun als Akademie, fand dies in der Bezeichnung «Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften» Niederschlag. Es folgten zeitgemässe Versuche, am Branding der SAGW zu arbeiten und mit zuweilen humorvollen Interventionen («It’s the humanities, stupid!») Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Geschichte der SGG/SAGW fügt sich in eine breitere Politik- und Kulturgeschichte der Schweiz ein und trägt gleichzeitig zur relativ jungen Geschichtsschreibung der Geisteswissenschaften bei. Dabei spricht Gisler viele relevante Themen an. Beispielsweise diskutierten die Beteiligten schon von Anfang an über den Wert geisteswissenschaftlicher Forschung. Hier ist sehr genau nach den unterschiedlichen Positionen und Interessen zu fragen, die jeweils handlungsleitend waren. An einigen Stellen im Buch liegt beispielsweise die Vermutung nahe, dass gewisse vorgebrachte Bedrohungsszenarien primär Rhetorik und weniger tatsächliche Bedrohung waren, ähnlich wie sie zeitweise auch für die Natur- und Ingenieurswissenschaften formuliert wurden. Dafür könnte ein direkter Vergleich mit der SNG und eine genauere Analyse der personellen und ideellen Nähe zwischen SGG und SNG zielführend sein. Die Relevanzfrage hing ausserdem mit dem Bestreben der SGG zusammen, zunehmend durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit ihre Position im schweizerischen Wissenschaftsbetrieb zu festigen und Diskussionen zu provozieren.

Mit Lisa Malich könnten Gislers Anregung weitergeführt werden. Interessant wäre etwa zu fragen, welchen Markt die SGG eigentlich bediente. Wie wurden nationale und internationale Dimensionen verhandelt? Und welche Rolle spielte hier der Föderalismus? Ebenfalls böte sich eine Untersuchung des wissenschaftlichen Personals an: Wer beschäftigte sich überhaupt mit geisteswissenschaftlichen Themen? Wer erhielt Förderung und Aufmerksamkeit? Spannend wäre auch grundsätzlich eine analytische Untersuchung der Rolle der Geisteswissenschaften in der Schweiz des 20. Jahrhunderts anhand der SGG/ SAGW. Wie genau liesse sich der Wandel der Geisteswissenschaften als akademische Forschungsrichtung und auch als Geisteshaltung fassen? Gisler wirft diese Fragen im Buch auf und bleibt oft an der Oberfläche, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass es sich um ein Auftragswerk der SAGW und damit primär um eine Institutionengeschichte im engeren Sinne – es ist schliesslich ein Jubiläumsband – handelt. Dies tut der Tatsache aber keinen Abtrag, dass hier ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Wissenschaften in der Schweiz vorliegt. Gisler erzählt die komplexe Geschichte der SGG / SAGW anschaulich und rhythmisiert den Text auf angenehme Weise mithilfe zahlreicher Abbildungen und Textkästen zu Einzelpersonen und Institutionen. Es bleibt zu hoffen, dass Gislers Buch weitere Forschung über die Geschichte hochaktueller Themen wie Relevanz- und Öffentlichkeitsfragen der Geisteswissenschaften anregt.2 Denn: So neu und hochaktuell sind die Fragen gar nicht. Gisler zeigt auf, dass sie mindestens so alt sind wie die issenschaftspolitische
Organisation der Geisteswissenschaften seit den späten 1930ern.

Anmerkung:
1 Lisa Malich, Eine Zukunft der Wissenschaftsgeschichte liegt in der Institution, in: Berichte der Wissenschaftsgeschichte 41 (2018), S. 395–398, Zitat S. 395.
2 Eine Erforschung dieser Relevanz- und Legitimationsdimensionen böte eine willkommene Korrektur gegen öffentliche Angriffe auf das geisteswissenschaftliche Studium à la Andrea Franc in der NZZ: «Die Studenten vergeuden ihre Zeit» (NZZ, 25. 5. 2022).

Zitierweise:
Diener, Leander: Rezension zu: Gisler, Monika: Zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. 75 Jahre Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Unter Mitwirkung von Samuel Amstutz, Christian Leder und Mitarbeitenden des Center for Higher Education and Science Studies der Universität Zürich, Basel 2022. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 73(3), 2023, S. 41-417. Online: <https://doi.org/10.24894/2296-6013.00134>.

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