H. Fischer: Fonck à Berne

Titel
Fonck à Berne. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrhundert in Bern


Autor(en)
Fischer, Hermann
Reihe
Schriften der Burgerbibliothek Bern
Erschienen
Bern 2001: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
376 S.
Preis
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Henriette Bon

«Fonck à Berne» umschreibt das Wirken einer heute weit über Bern hinaus bekannten Dynastie von Kunsthandwerkern, die zwischen 1724 und 1811 in Bern tätig waren. Die Untersuchung, die der langjährige Berner Denkmalpfleger Hermann von Fischer mit diesem reich illustrierten Band vorlegt, stellt zum ersten Mal in diesem Umfang das Werk des Ebenisten Mathäus Funk (1697–1783), des Uhrmachers Daniel Beat Ludwig Funk (1726–1787), des Bildhauers und Bildschnitzers Johann Friedrich Funk I (1706–1775), des Bildhauers Johann Friedrich Funk II (1745–1811), des Seidenwebers und Rahmenvergolders Johann Peter Funk (1711–1771) sowie des Bildhauers und Kunsthändlers Sigmund Emanuel Funk (1722–1781) vor. Sie knüpft an die vom gleichen Verfasser 1961 vorgelegte Publikation «Die Kunsthandwerker-Familie Funk im 18. Jahrhundert in Bern», erschienen in der Reihe der Berner Heimatbücher, und den Katalog zur Ausstellung im Schloss Jegenstorf «Die Familie Funk – Berner Kunsthandwerker des 18. Jahrhunderts» an und zeigt, dass das Interesse des Autors an der Erforschung der Familie Funk lebendig geblieben ist.

Dank einer fundierten Ausbildung, die ihn bis nach Paris geführt hatte, fand Mathäus Funk in Bern gute Voraussetzungen für den Beginn einer erfolgreichen Karriere. Rasch erhielt Funks überragendes Talent bei der Berner Oberschicht die nötige Anerkennung, was den Umstand wettmachte, dass er nicht in Bern geboren war. 1724 erwirkte Mathäus Funk von der Burgerkammer die Zustimmung für die Niederlassung in Bern und schuf damit sich und seinen Nachkommen die Voraussetzung für eine einträgliche Tätigkeit. Hermann von Fischer kann für seine Forschungsarbeit eine grosse Anzahl ungedruckte und gedruckte Quellen heranziehen, die er im Anhang auflistet. Als besonderer Glücksfall für die Möbelforschung darf das Auffinden von Inventaren gewertet werden, wie das Nachlassinventar von Mathäus Funk von 1783 mit Angaben über den Rest des Warenlagers seiner Ebenistenwerkstatt oder der Verkaufsvertrag zwischen Johann Friedrich Funk I und Johann Friedrich Funk II von 1775 sowie die Notizen des Jeremias Wildt-Socin von 1764–1776, die Auskunft geben über Masse von Spiegeln, die Farben von Kamineinfassungen, Marmorplatten und die Standorte von Mobiliar für die Ausstattung im Wildt’schen Haus am Petersplatz in Basel.

Die monografische Darstellung der sechs Künstler Funk stützt sich auf diese fundierten Quellenkenntnisse, die in Archiven von Bern, Oberdiessbach, Genf, Chavannes- près-Renens und Basel gewonnen wurden. Aufgrund archivalisch gesicherter Beispiele entwickelt von Fischer eine sorgfältig erarbeitete, mit Farbaufnahmen dokumentierte stilistisch-chronologische Darstellung der Objekte, die er nach Typen gliedert. Daran schliesst der schwarzweiss bebilderte Katalogteil an mit einer Auswahl aus der Produktion der einzelnen Familienmitglieder, die aufgrund von formalen Kriterien oder übereinstimmenden Materialien zugeschrieben werden. Ausgewählte Objektgruppen werden mit schematischen Skizzen zu technischen Details ergänzt, die für sie typisch sind. Dabei steht das Schaffen von Mathäus Funk und Johann Friedrich Funk I sowie Johann Friedrich Funk II im Vordergrund.

Im reich illustrierten Anhang werden die originalen Musterplättchen der in der Marmorsäge von Johann Friedrich Funk II verarbeiteten Marmorarten veröffentlicht, eine Auswahl von typischen Beschlägen abgebildet sowie eine Serie von Eisenschlüsseln vorgestellt. Es folgt die Darstellung von Augsburger und Herrnhuter Buntpapieren für die Auskleidung von Kommodenschubladen. Die sorgfältige Erfassung und Beschreibung dieser Materialien ist schon deshalb von grossem Nutzen, weil gerade die Buntpapiere im Schubladeninnern von Kommoden dem Wandel von Geschmack und Funktion besonders stark unterworfen sind und oft verloren gehen. Dabei stellen sie häufig ein nützliches Hilfsmittel für die Zuschreibung von Objekten dar, ähnlich wie andere vergängliche Materialien, denen in monografischen Darstellungen zum Möbelhandwerk oft zu wenig Beachtung geschenkt wird. Für immer verloren sind oft die textilen Materialien, wie beispielsweise die Polsterung und der Bezug von Stühlen. Vor allem der Bezug wurde im 18. Jahrhundert häufig höher gewertet als das kostbar gefasste oder vergoldete Holz des Sitzmöbels, ähnlich wie feuervergoldete Bronzen zuweilen den grösseren Kostenfaktor darstellten als die Kommode selbst. Auch in der vorliegenden Untersuchung würde eine Analyse der Objekte, die über eine präzise Bestimmung der Holzarten und der verwendeten Materialien hinaus auch technische Einzelheiten detaillierter dokumentiert, zusätzliche Einsichten über Werkgruppen und den Werkstattbetrieb erlauben und sowohl Datierungen wie auch Zuschreibungen erhärten helfen.

Das Buch ist als Ergebnis einer 40-jährigen Forschungstätigkeit Ausdruck einer eindrücklichen Vertrautheit mit dem ausgebreiteten Material, das mit gegen 300 Katalognummern eine grosse Vielfalt an Objekten umfasst. Mit der Untersuchung zur Kunsthandwerker-Dynastie Funk liegt nicht nur ein Standardwerk zur Berner Möbelproduktion vor, sondern es ist jetzt auch eine Voraussetzung geschaffen, die zu weiterer Forschungsarbeit auf dem Gebiet schweizerischer Möbel und Raumausstattungen ermutigt. Nach wie vor bleiben die Verbindungen zu Paris und Deutschland und damit auch deren Bedeutung als Quelle für künstlerische Anregungen und als Ort für den Bezug von Materialien, wie Edelhölzer, Schildpatt oder feuervergoldete Bronzen, weitgehend im Dunkeln. Beziehungen zur Herrnhutergemeinde Neuwied und zur Werkstatt der Ebenisten Abraham und David Röntgen sowie eine vertiefte Untersuchung zur Organisation des Werkstattbetriebes und zu zusätzlichen Absatzmärkten bilden interessante Ansätze für weitere Forschungen.

Zitierweise:
Henriette Bon: Rezension zu: Fischer, Hermann von: Fonck à Berne. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrhundert in Bern, Bern, Stämpfli, 2001. 2., korr. Aufl. 2002 (Schriften der Burgerbibliothek Bern), 376 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 4, Bern 2002, S. 216f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 4, Bern 2002, S. 216f.

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