array(17) { ["publication"]=> array(1) { ["D:clio:PublicationReview"]=> array(27) { ["clio:contributorName"]=> array(1) { [0]=> string(13) "Isler, Simona" } ["rda:titleManifestation"]=> string(37) "W. Seitz: Auf die Wartebank geschoben" ["rda:creator"]=> array(1) { [0]=> string(41) "Simona Isler, Freischaffende Historikerin" } ["rda:languageOfExpression"]=> array(1) { [0]=> string(2) "de" } ["cmis:objectId"]=> string(10) "reb-129131" ["cm:created"]=> string(20) "2022-08-16T11:08:00Z" ["cm:modified"]=> string(20) "2022-08-16T11:08:00Z" ["cm:createdBy"]=> string(13) "Enrico Natale" ["cm:modifiedBy"]=> string(13) "Enrico Natale" ["clio:contentType"]=> string(3) "reb" ["cmis:contentStream"]=> string(6453) "Das Buch von Werner Seitz zum Jubiläum des Frauenstimm- und Wahlrechts in der Schweiz bietet einen äusserst systematischen und umfassenden Überblick der Ereignisse sowie eine Fülle an Daten und Fakten rund um den langen Kampf für die politische Gleichberechtigung der Frauen in der Schweiz. Wer wissen möchte, in welchen Kantonen wann über welche Stimmrechtsvorlagen abgestimmt wurde, wie sich das Abstimmungsverhalten über die Zeit regional und national verändert hat, welche Argumente BefürworterInnen und GegnerInnen des Frauenstimm- und Wahlrechts ins Feld führten oder wie Parteien mit dem lauter werdenden Ruf nach Gleichstellung in der Politik umgingen, wird im beinahe 300 Seiten starken Buch garantiert fündig. Das Buch behandelt die Geschichte bis zur Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts chronologisch, beginnend bei der «Konstruktion des männlichen Republikanismus» im 18. Jahrhundert (Teil I). Teil II spannt den grossen Bogen von der erstmals formulierten Forderung nach politischer Gleichstellung in den um 1900 gegründeten Frauenorganisationen über zahlreiche erfolglose Vorstösse, Petitionen, Aktionen und Abstimmungen bis zur endlich gewonnen nationalen Abstimmung von 1971. Teil III behandelt die Jahre 1971 bis 2019 und die «Entwicklung der Repräsentation der Frauen in den politischen Institutionen» nach der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts. Nachdem die ersten Frauen sowohl kantonal wie auch national in Parlamente und Regierungen zogen, stieg ihre Anzahl keineswegs immer kontinuierlich, sondern es gab auch deutliche Phasen der Stagnation sowie des Rückgangs, zum Beispiel in den 2000er Jahren im Ständerat. Zu Recht weist der Autor in diesem Zusammenhang auf den wichtigen anhaltenden Druck der Frauenbewegung hin und den jeweils positiven Effekt der beiden Frauenstreiks von 1991 und 2019. Teil IV untersucht das Abstimmungsverhalten von Frauen und Männern zwischen 1971 und 2019. Es gibt hier durchaus bemerkenswerte Unterschiede zu beobachten: So wurde etwa der Gleichstellungsartikel in der Verfassung (1981) von den Frauen deutlicher angenommen als von den Männern, und das neue Ehegesetz (1985) wäre ohne die Stimmen der Frauen gar gescheitert. Jedoch war es auch die weibliche Stimmbevölkerung, die gemäss den präsentierten Zahlen gegenüber der aus feministischer Perspektive ebenfalls wichtigen Fristenlösung (2002) kritischer eingestellt war. Dieser Befund überrascht und weist auf Forschungslücken bzw. auf offene Fragen hin, denen sich HistorikerInnen annehmen sollten. Auch die im Buch skizzierte, von zahlreichen Kompromissen wie auch schlauen Schachzügen geprägte Geschichte der Mutterschaftsversicherung (2004) verdient eine vertiefte historische Aufarbeitung, fehlt doch in aktuellen Debatten rund um Vaterschaftsurlaub und Elternzeit das Bewusstsein um diese zentrale Errungenschaft der Frauenbewegung fast gänzlich. Zusätzlich zu der chronologischen und genauen Aufarbeitung der Ereignisse vertieft der Autor einige Themen anhand älterer und aktueller historischer Forschung. So wird durch die Darstellung die über lange Zeit äusserst schwierige Position der BefürworterInnen deutlich, die mit viel Beharrlichkeit gegen eine politische Kultur der Schweiz angingen, die oft unter der Gürtellinie hantierte. Zu Recht würdigt der Autor in diesem Zusammenhang ausführlich die vielfältigen älteren feministischen Kämpfe, wie etwa den Streik der Basler Lehrerinnen (1959) oder den bekannteren Marsch nach Bern (1969). Informativ und umfassend sind auch die Ausführungen zur Verknüpfung der Wehrpflicht mit dem Stimm- und Wahlrecht in der Argumentation der GegnerInnen oder die Darstellung der zuweilen sehr unterschiedlichen Strategien der BefürworterInnen: sollte das Frauen Stimm- und Wahlrecht über eine Neuinterpretation der Verfassung errungen werden? Oder war eine Schritt-für-Schritt-Strategie erfolgversprechender, die die politischen Rechte zuerst in den Gemeinden, dann kantonal und erst danach auf nationaler Ebene verankerte? War die politische Gleichberechtigung von Frauen ein grundrechtliches bzw. menschenrechtliches Prinzip, oder war es davon abhängig, ob die Frauen in der Schweiz ihre Fähigkeit und ihr Interesse an der Ausübung politischer Rechte unter Beweis gestellt hatten? Während der Autor über weite Teile sorgfältig und akribisch Daten und Forschungsstand zusammengetragen hat, weisen die Ausführungen zur Frauenbewegung bisweilen Schwächen auf. So folgt der Autor in Teil II zu den Anfängen der Frauenbewegung einem alten Narrativ, das Perspektiven um 1900 in fortschrittlich oder traditionell einordnet und so das Feld der ersten Frauenorganisationen in der Schweiz nur ungenügend zu beschreiben vermag. Damit einher geht eine ebenfalls in älterer historischer Forschung verbreitete, aber inzwischen problematisierte Erklärung, Frauen hätten ein «traditionelles Geschlechterrollenverständnis» verinnerlicht. Dieser Blick wird dem vielfältigen politischen Handeln von Frauen und ihren Organisationen nicht gerecht. Auch bezüglich des Frauenstreiks 2019 und wie dieser einzuordnen sei (Teil III, Kapitel 3) dürften die Aus- führungen des Autors vermutlich von nachfolgender historischer Forschung noch revidiert bzw. ergänzt werden. Denn die Darstellung dieses bedeutsamen Ereignisses der Schweizer Geschichte als Folge der metoo-Bewegung greift wahrscheinlich zu kurz, waren doch sowohl Themen und Forderungen, wie auch Akteurinnen und Organisationsformen des Streiks zahlreich und divers. Es wird die Aufgabe künftiger Forschung sein, die Ursachen, Motivationen und Akteurinnen zum Frauenstreik, sowie die daraus resultierenden, bis in die Parlamente reichenden Netzwerke zu untersuchen und zu würdigen. Diese Kritikpunkte schmälern keineswegs das grosse Verdienst, das Werner Seitz zukommt. Sein Buch wird als äusserst komplettes Nachschlage- und Überblickswerk für manche StudentIn, ForscherIn und historisch interessierte BürgerIn von grossem Nutzen sein. Zitierweise: Isler, Simona: Rezension zu: Seitz, Werner: Auf die Wartebank geschoben. Der Kampf um die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz seit 1900, Zürich 2020. Zuerst erschienen in: |http://www.sgg-ssh.ch/de/publikationen/schweizerische-zeitschrift-fuer-geschichte-szg|Schweizerische Zeitschrift für Geschichte| 71 (3), 2021, S. 561-563. Online: ." ["clio:coop"]=> int(0) ["clio:focus"]=> bool(false) ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:workflowStatus"]=> int(14) ["cliowf:originator"]=> string(8) "INFOCLIO" ["clio:tableArchive"]=> string(0) "" ["R:rdaRoles:contributor"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(7) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-93159" ["clio:organizationId"]=> int(0) ["foaf:givenName"]=> string(6) "Simona" ["foaf:familyName"]=> string(5) "Isler" ["foaf:mbox"]=> string(19) "simona.isler@gmx.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(1) } } } ["R:cliowf:relatedWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:cliowf:ContributionWorkflow"]=> array(2) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(14) "Natale, Enrico" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } } } ["D:clio:Comment"]=> array(0) { } ["doctrine_entity"]=> string(17) "PublicationReview" ["R:rda:reviewOfManifestation"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:bibo:Book"]=> array(29) { ["title"]=> string(27) "Auf die Wartebank geschoben" ["cmis:objectId"]=> string(10) "book-59988" ["cm:created"]=> string(20) "2021-01-15T11:01:00Z" ["cm:modified"]=> string(20) "2021-07-01T12:07:00Z" ["cm:createdBy"]=> string(14) "Eliane Kurmann" ["cm:modifiedBy"]=> string(11) "Alma Bender" ["clio:contentType"]=> string(4) "book" ["rda:titleManifestation"]=> string(27) "Auf die Wartebank geschoben" ["mods:subTitle"]=> string(78) "Der Kampf um die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz seit 1900" ["rdaRoles:author"]=> array(1) { [0]=> string(13) "Seitz, Werner" } ["rda:placeOfPublication"]=> string(7) "Zürich" ["rda:dateOfPublication"]=> string(4) "2020" ["rda:publishersName"]=> string(14) "Chronos Verlag" ["clio:publishersId"]=> int(38) ["rda:extent"]=> string(6) "296 S." ["bibo:isbn"]=> string(17) "978-3-0340-1605-6" ["rda:purchasePrice"]=> string(9) "CHF 38.00" ["rda:languageOfExpression"]=> array(1) { [0]=> string(2) "de" } ["clio:countryCode"]=> string(2) "CH" ["doctrine_entity"]=> string(4) "book" ["clio:contributorName"]=> array(1) { [0]=> string(15) "Kurmann, Eliane" } ["reviews"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PublicationReview"]=> array(28) { ["clio:contributorName"]=> array(1) { [0]=> string(16) "Studer, Brigitte" } ["rda:titleManifestation"]=> string(37) "W. Seitz: Auf die Wartebank geschoben" ["rda:creator"]=> array(1) { [0]=> string(57) "Brigitte Studer, Historisches Institut, Universität Bern" } ["rda:languageOfExpression"]=> array(1) { [0]=> string(2) "de" } ["clio:uid"]=> string(10) "2021-3-046" ["cmis:objectId"]=> string(9) "reb-95311" ["cm:created"]=> string(20) "2021-01-15T11:01:00Z" ["cm:modified"]=> string(20) "2021-07-12T17:07:00Z" ["cm:createdBy"]=> string(14) "Eliane Kurmann" ["cm:modifiedBy"]=> string(13) "Claudia Prinz" ["clio:contentType"]=> string(3) "reb" ["cmis:contentStream"]=> string(9631) "Das mediale und öffentliche Interesse setzte bereits lange vor dem 7. Februar 2021 ein, und auch die Wissenschaft, das Museumswesen und die Publizistik hatten sich auf das Datum vorbereitet: Während der vierzigste Jahrestag der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz publizistisch-wissenschaftlich noch nahezu unbemerkt blieb[1], hat das fünfzigjährige «Jubiläum» dagegen zu einem wahren Boom an Medienbeiträgen, Ausstellungen, öffentlichen Vorträgen und Buchpublikationen aller Art geführt, wobei nicht alle einen wissenschaftlichen Anspruch haben oder ihm gerecht werden.[2] Die öffentliche Aufmerksamkeit hat vor allem eines bewirkt: Die bislang immer noch im Kurs stehende nationale Erzählung von der Schweiz als der «ältesten» und «perfektesten» Demokratie der Welt hat eindeutig Risse bekommen. Die Debatten und Beiträge haben nämlich gezeigt, dass hinter der demokratiepolitischen «Verspätung» behördlicher Unwille, parlamentarische Bremsmanöver und männliche Machtansprüche standen. Die weiblichen Forderungen wurden über ein Jahrhundert lang überhört, Petitionen schubladisiert, ja das Anliegen und seine Trägerinnen regelmässig lächerlich gemacht. Die Erklärung, dass es an der direkten Demokratie gelegen habe, erweist sich bei genauem Hinsehen als bequemer Vorwand, denn sowohl der Bundesrat als auch das Bundesgericht haben sämtliche von den Befürworterinnen und Befürwortern des Frauenstimmrechts eingebrachten alternativen Wege salopp vom Tisch gewischt, obschon eine zunehmende Anzahl Juristinnen und Juristen diese als mit der Bundesverfassung kompatibel erachteten. Zu den im engeren Sinne wissenschaftlichen Neuerscheinungen, die dies thematisieren, gehört die Studie von Werner Seitz. Akribisch trägt sie Fakten zur Geschichte des Frauenstimmrechts und zur späteren politischen Partizipation und Repräsentation der Frauen in der Schweiz bis zum Jahr 2019 zusammen. Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert. Der Autor setzt einleitend mit einem Rückblick ins Ancien Regime ein, in dem er der Frage nachgeht, wie und weshalb das weibliche Geschlecht in der Aufklärung, der Französischen Revolution und schließlich in der modernen bürgerlichen Schweiz aus der Politik ausgeschlossen wurde. Auf knappem Raum skizziert er aus ideengeschichtlicher Perspektive wichtige Stellungnahmen für und gegen die weibliche Unmündigkeit insbesondere in Frankreich und England und anschließend mit Bezug auf die Schweiz die Prägung der politischen Kultur durch «republikanische Männlichkeit». Sodann zeigt der Autor die Entwicklung des Stimm- und Wahlrechts im Übergang von der alten zur modernen Eidgenossenschaft auf, allerdings ohne auf die Problematik einzugehen, ob, wie und in welchem Mengenverhältnis sich Liberalismus und Republikanismus 1848 verschränkten. In Teil II, dem ausführlichsten der Studie, stellt Werner Seitz die lange Geschichte des Kampfs um die Einführung des Frauenstimmrechts auf der Basis der (deutschsprachigen) Forschungsliteratur dar. Er nimmt dazu eine Periodisierung in vier Phasen vor. Auf die lange Phase des 19. Jahrhunderts mit der Entstehung der Schweizer Frauenverbände und der Emergenz der Stimmrechtsforderung bis zum Jahr 1918 folgt als zweites die Zwischenkriegszeit und Kriegszeit bis 1944. Die Jahre bis 1959 betrachtet der Autor dann unter der Perspektive des «gleichstellungspolitischen Sonderfalls». In der vierten Phase bis 1972 verfolgt er das allmähliche Schwinden des Widerstands gegen das Frauenstimmrecht bis zum Durchbruch auf nationaler Ebene 1971 und dem anschließenden rapiden Nachholen auf kantonaler Ebene – mit den bekannten Ausnahmen der beiden Appenzeller Kantone. Wie bei jeder Periodisierung kommt es auf die Gewichtung einzelner Kriterien an. In Seitz’ in sich durchaus kohärenter Periodisierung stehen die institutionellen Wandlungen im Vordergrund. Würde stattdessen oder zusätzlich auf die politischen Möglichkeitsfenster und die Hoffnungsmomente der Stimmrechtsaktivistinnen abgestellt, hätte sich eine andere Periodisierung aufgedrängt, beispielsweise hätten auch die beiden kurzen Nachkriegsperioden, als das internationale Kontingent der fraueninklusiven Demokratien rapide wuchs und Frauenrechte unter der Ägide des Völkerbunds und der UNO Aufnahme in den Kanon internationaler Normen fanden, Berücksichtigung finden müssen. Teil III rekonstruiert die Entwicklung der weiblichen Repräsentation in den politischen Institutionen nach dem Durchbruch von 1971. Hier zeigt sich gewinnbringend die langjährige Beschäftigung des Autors mit politischen Daten als Sektionsleiter im Bundesamt für Statistik. Dargestellt werden sowohl die nationale als auch die kantonale Ebene, die Exekutive und die Legislative. Die Makroperspektive vermag ein erkenntnisreiches Bild der Fortschritte und des zeitweisen Stillstands, der Schwierigkeiten und Hürden des weiblichen Zugangs zu den politischen Gremien zu vermitteln. Besonders resistent zeigten sich lange die im Vergleich zum Nationalrat und zu den Kantonsparlamenten prestigereicheren Institutionen des Ständerats sowie der eidgenössischen und kantonalen Regierungen. Alimentiert wird dieser Teil zudem durch detaillierte Angaben des politischen Geschehens. Zur Sprache kommen die prägnanten Ereignisse, die parlamentarischen Interventionen, die eingereichten Initiativen und die Positionen der Parteien zur Erhöhung der Frauenvertretung. Nicht zuletzt wird der Effekt der politischen Mobilisierung der Frauenbewegung und Frauenverbände auf den Wandel der Minderheits- und Mehrheitsverhältnisse in den Parlamenten evaluiert. Teil IV befasst sich mit ausgewählten Volksabstimmungen über gleichstellungspolitisch relevante Themen nach 1971. Neben Abstimmungen zu institutionellen Gleichstellungsfragen wie der Einschreibung von gleichen Rechten in die Bundesverfassung, dem neuen Eherecht und der Implementierung von Quoten in den Bundesbehörden, behandelt Seitz auch die Genese und den Verlauf der Volksabstimmungen über den Schwangerschaftsabbruch und die Mutterschaftsversicherung, die dank der Neuen Frauenbewegung (wieder) auf der politischen Agenda Platz fanden. Im Anschluss daran werden die regionalen Zuordnungsmuster bei diesen Abstimmungen analysiert. Solche und weitere aggregierte Datenanalysen machen dieses Buch für Gleichstellungsinteressierte und für Lernende und Lehrende der Schweizer Geschichte und Politik besonders wertvoll. Die Darstellung wird zudem durchgehend mit Tabellen und Graphiken zu den zahlreichen Abstimmungsergebnissen zur Gleichberechtigungspolitik und zu den verschiedenen Wahlresultaten auf nationaler und kantonaler Ebene belegt. Darüber hinaus findet sich im reichhaltigen Anhang weiteres detailliertes Zahlenmaterial. Aufgeschlüsselt werden etwa die geschlechtsspezifische Mandatsverteilung in Kantonen und im Bund nach Parteien im Wandel über die Zeit, der prozentuale Anteil gewählter Frauen nach Sprachregionen, die Entwicklung der Wahlresultate der feministischen Frauenlisten. Geht in den historischen Teilen der Anspruch auf ereignisgeschichtliche Vollständigkeit etwas zu Lasten der Interpretation, so stellt diese Synthese von zwei Jahrhunderten Kampf um Gleichstellung in der Schweiz für jede wissenschaftliche Arbeit gleichwohl ein unverzichtbares Grundlagenwerk dar. Anmerkungen: [1] Eine Ausnahme hierzu bildet der dreisprachige Dokumentarfilm «De la cuisine au parlement/Von der Küche ins Parlament» von Regisseur Stéphane Goël, der den Weg zum Frauenstimmrecht anhand von Archivmaterial, Zeugenaussagen von Aktivistinnen sowie einer historischen Expertin erzählt. Zum Jahrestag 2021 ist er bis in die jüngste Gegenwart und auf 90 Minuten erweitert worden, https://climage.ch/films/de-la-cuisine-au-parlement-edition-2021/ (14.06.2021). [2] Der Band von Isabel Rohner / Irène Schäppi (Hrsg.), 50 Jahre Frauenstimmrecht. 25 Frauen über Demokratie, Macht und Gleichberechtigung, Zürich 2020, versammelt ohne klares Erkenntnisinteresse 25 Porträts von Frauen (inklusive je eines der beiden Herausgeberinnen selbst), die gemäss Vorwort «bekannt und einflussreich» (S. 10) sind. Zu den diversen Essays von Historikerinnen, Kulturschaffenden und Journalistinnen mit Reflexionen über die Geschlechterordnung heute gehören z.B. Rita Jost / Heidi Kronenberg / Nora Ryser (Hrsg.), Gruss aus der Küche. Texte zum Frauenstimmrecht, Zürich 2020; aus wissenschaftlicher Perspektive das Kollektivwerk zu den Jahrzehnten nach 1971 von Denise Schmid (Hrsg.), Jeder Frau ihre Stimme. 50 Jahre Schweizer Frauengeschichte 1971–2021, Zürich 2020; aus biographischer Perspektive Franziska Rogger, «Wir werden auf das Stimmrecht hinarbeiten!». Die Ursprünge der Schweizer Frauenbewegung und ihre Pionierin Julie Ryff (1831–1908), Basel 2021. Vgl. auch die kurze Synthese von Brigitte Studer, La conquête d’un droit. Le suffrage féminin en Suisse (1848–1971), Neuchâtel 2020, sowie als historisch-juristische Studie demnächst Brigitte Studer / Judith Wyttenbach, Frauenstimmrecht. Historische und rechtliche Entwicklungen 1848–1971, Zürich (im Druck); zum Tessin: Susanna Castelletti / Marika Congestrì (Hrsg.), Finalmente Cittadine! La conquista dei diritti delle donne in Ticino 1969–1971, Massagno 2021. Einblicke vermitteln auch die Ausstellungskataloge Schweizerisches Nationalmuseum (Hrsg.), Frauen.Rechte, von der Aufklärung bis zur Gegenwart, Zürich 2021, sowie 60 ans seulement ! L’histoire du suffrage féminin genevois en affiches, avec des textes de Sonia Vernhes Rappaz et Irène Herrmann, Genf 2020." ["clio:coop"]=> int(16) ["clio:focus"]=> bool(false) ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:workflowStatus"]=> int(14) ["cliowf:originator"]=> string(3) "HSK" ["clio:tableArchive"]=> string(0) "" ["R:rdaRoles:contributor"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-28301" ["foaf:givenName"]=> string(8) "Brigitte" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Studer" ["foaf:mbox"]=> string(29) "brigitte.studer@hist.unibe.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(1) } } } ["R:cliowf:relatedWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:cliowf:ContributionWorkflow"]=> array(2) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(15) "Kurmann, Eliane" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-52114" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Eliane" ["foaf:familyName"]=> string(7) "Kurmann" ["foaf:mbox"]=> string(26) "eliane.kurmann@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } } } ["D:clio:Comment"]=> array(0) { } ["doctrine_entity"]=> string(17) "PublicationReview" ["R:rda:reviewOfManifestation"]=> array(0) { } ["R:cliowf:relatedPublishingWorkflow"]=> array(3) { [0]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(8) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(15) "Kurmann, Eliane" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(1) ["cliowf:channel"]=> string(3) "HSK" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2021-07-13T00:00:00Z" ["rda:dateOfDistribution"]=> string(20) "2021-07-13T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "28198" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-52114" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Eliane" ["foaf:familyName"]=> string(7) "Kurmann" ["foaf:mbox"]=> string(26) "eliane.kurmann@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } [1]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(7) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(15) "Kurmann, Eliane" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(32) ["cliowf:channel"]=> string(8) "INFOCLIO" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2021-07-13T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "28198" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-52114" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Eliane" ["foaf:familyName"]=> string(7) "Kurmann" ["foaf:mbox"]=> string(26) "eliane.kurmann@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } [2]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(8) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(18) "Kirsch, Jan-Holger" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(2) ["cliowf:channel"]=> string(3) "ZOL" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2021-07-13T00:00:00Z" ["rda:dateOfDistribution"]=> string(20) "2021-07-13T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "28198" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(15) "beitraeger-5557" ["foaf:givenName"]=> string(10) "Jan-Holger" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Kirsch" ["foaf:mbox"]=> string(17) "kirsch@zzf-pdm.de" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } } ["hsk:categories"]=> array(6) { [0]=> string(6) "1/9/18" [1]=> string(10) "2/23/24/29" [2]=> string(9) "3/106/174" [3]=> string(8) "3/107/65" [4]=> string(9) "3/105/109" [5]=> string(8) "3/105/78" } ["clio:domain"]=> string(2) "NG" ["R:dcterms:creator"]=> array(1) { [0]=> array(2) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-28301" ["foaf:givenName"]=> string(8) "Brigitte" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Studer" ["foaf:mbox"]=> string(29) "brigitte.studer@hist.unibe.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(1) } ["tabelle"]=> string(12) "Contribution" } } ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } } ["clio:tableArchive"]=> string(0) "" ["clio:objectStatus"]=> int(1) ["cliowf:workflowStatus"]=> int(20) ["clio:focus"]=> bool(true) ["R:rdaRoles:contributor"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-52114" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Eliane" ["foaf:familyName"]=> string(7) "Kurmann" ["foaf:mbox"]=> string(26) "eliane.kurmann@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } ["cliowf:originator"]=> string(3) "HSK" ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } } ["R:cliowf:relatedPublishingWorkflow"]=> array(1) { [0]=> array(2) { ["D:cliowf:PublishingWorkflow"]=> array(7) { ["cliowf:assigneeName"]=> string(14) "Natale, Enrico" ["clio:objectStatus"]=> int(2) ["cliowf:segment"]=> int(32) ["cliowf:channel"]=> string(8) "INFOCLIO" ["cliowf:datePublished"]=> string(20) "2022-08-16T00:00:00Z" ["cliowf:publishedBy"]=> string(5) "42209" ["R:cliowf:relatedAssignee"]=> array(1) { [0]=> array(1) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(6) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-42209" ["foaf:givenName"]=> string(6) "Enrico" ["foaf:familyName"]=> string(6) "Natale" ["foaf:mbox"]=> string(25) "enrico.natale@infoclio.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(2) } } } } ["EntityType"]=> string(12) "Contribution" } } ["hsk:categories"]=> array(6) { [0]=> string(6) "1/9/18" [1]=> string(10) "2/23/24/29" [2]=> string(9) "3/105/109" [3]=> string(8) "3/105/78" [4]=> string(9) "3/106/174" [5]=> string(8) "3/107/65" } ["clio:domain"]=> string(2) "NG" ["R:dcterms:creator"]=> array(1) { [0]=> array(2) { ["D:clio:PersonProfile"]=> array(7) { ["clio:contentType"]=> string(11) "contributor" ["cmis:objectId"]=> string(16) "beitraeger-93159" ["clio:organizationId"]=> int(0) ["foaf:givenName"]=> string(6) "Simona" ["foaf:familyName"]=> string(5) "Isler" ["foaf:mbox"]=> string(19) "simona.isler@gmx.ch" ["hsk:accessStatus"]=> int(1) } ["tabelle"]=> string(12) "Contribution" } } ["clio:contentTypeRelated"]=> array(1) { [0]=> string(2) "eb" } } } ["typepath"]=> string(17) "publicationreview" ["coins"]=> string(288) "" ["prevId"]=> string(10) "reb-129126" ["prevContentType"]=> string(3) "reb" ["prevTitle"]=> string(39) "A. Eigenmann: Konsum statt Klassenkampf" ["nextId"]=> string(10) "reb-117744" ["nextContentType"]=> string(3) "reb" ["nextTitle"]=> string(58) "M. Vuilleumier, La Suisse et la Commune de Paris 1870-1871" ["listImage"]=> array(1) { [0]=> string(102) "https://infoclio.clio-online.net/sites/infoclio.clio-online/files/media/book/cover_book-59988__120.jpg" } ["pdfPath"]=> string(69) "https://meinclio.clio-online.de/open/pdf/publicationreview/reb-129131" ["cliowf_channel"]=> string(8) "infoclio" ["portalsettings_title"]=> string(11) "infoclio.ch" ["portalsettings_hostname"]=> string(15) "www.infoclio.ch" ["portalsettings"]=> array(6) { ["hostname"]=> string(15) "www.infoclio.ch" ["title"]=> string(11) "infoclio.ch" ["copyright"]=> string(11) "infoclio.ch" ["contact"]=> string(16) "info@infoclio.ch" ["jsonpath"]=> string(31) "infoclio.clio-online\files\json" ["twigcache"]=> string(84) "F:\\Inetpub\\hfn-drupal-live-9\\web\\sites\\infoclio.clio-online\\files\\cache\\twig" } ["queryParams"]=> array(3) { ["fq"]=> string(106) "category_discip:"3/107" AND category_discip:"3" AND category_discip:"3/105/78" AND category_discip:"3/105"" ["recno"]=> string(2) "16" ["total"]=> string(2) "78" } ["queryString"]=> string(136) "fq=category_discip:"3/107" AND category_discip:"3" AND category_discip:"3/105/78" AND category_discip:"3/105"&recno=16&total=78&q=&sort=" } Rezension zu: W. Seitz: Auf die Wartebank geschoben | infoclio - Rezensionen

W. Seitz: Auf die Wartebank geschoben

Cover
Titel
Auf die Wartebank geschoben. Der Kampf um die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz seit 1900


Autor(en)
Seitz, Werner
Erschienen
Zürich 2020: Chronos Verlag
Anzahl Seiten
296 S.
Preis
CHF 38.00
von
Simona Isler, Freischaffende Historikerin

Das Buch von Werner Seitz zum Jubiläum des Frauenstimm- und Wahlrechts in der Schweiz bietet einen äusserst systematischen und umfassenden Überblick der Ereignisse sowie eine Fülle an Daten und Fakten rund um den langen Kampf für die politische Gleichberechtigung der Frauen in der Schweiz. Wer wissen möchte, in welchen Kantonen wann über welche Stimmrechtsvorlagen abgestimmt wurde, wie sich das Abstimmungsverhalten über die Zeit regional und national verändert hat, welche Argumente BefürworterInnen und GegnerInnen des Frauenstimm- und Wahlrechts ins Feld führten oder wie Parteien mit dem lauter werdenden Ruf nach Gleichstellung in der Politik umgingen, wird im beinahe 300 Seiten starken Buch garantiert fündig.

Das Buch behandelt die Geschichte bis zur Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts chronologisch, beginnend bei der «Konstruktion des männlichen Republikanismus» im 18. Jahrhundert (Teil I). Teil II spannt den grossen Bogen von der erstmals formulierten Forderung nach politischer Gleichstellung in den um 1900 gegründeten Frauenorganisationen über zahlreiche erfolglose Vorstösse, Petitionen, Aktionen und Abstimmungen bis zur endlich gewonnen nationalen Abstimmung von 1971. Teil III behandelt die Jahre 1971 bis 2019 und die «Entwicklung der Repräsentation der Frauen in den politischen Institutionen» nach der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts. Nachdem die ersten Frauen sowohl kantonal wie auch national in Parlamente und Regierungen zogen, stieg ihre Anzahl keineswegs immer kontinuierlich, sondern es gab auch deutliche Phasen der Stagnation sowie des Rückgangs, zum Beispiel in den 2000er Jahren im Ständerat. Zu Recht weist der Autor in diesem Zusammenhang auf den wichtigen anhaltenden Druck der Frauenbewegung hin und den jeweils positiven Effekt der beiden Frauenstreiks von 1991 und 2019. Teil IV untersucht das Abstimmungsverhalten von Frauen und Männern zwischen 1971 und 2019. Es gibt hier durchaus bemerkenswerte Unterschiede zu beobachten: So wurde etwa der Gleichstellungsartikel in der Verfassung (1981) von den Frauen deutlicher angenommen als von den Männern, und das neue Ehegesetz (1985) wäre ohne die Stimmen der Frauen gar gescheitert. Jedoch war es auch die weibliche Stimmbevölkerung, die gemäss den präsentierten Zahlen gegenüber der aus feministischer Perspektive ebenfalls wichtigen Fristenlösung (2002) kritischer eingestellt war. Dieser Befund überrascht und weist auf Forschungslücken bzw. auf offene Fragen hin, denen sich HistorikerInnen annehmen sollten. Auch die im Buch skizzierte, von zahlreichen Kompromissen wie auch schlauen Schachzügen geprägte Geschichte der Mutterschaftsversicherung (2004) verdient eine vertiefte historische Aufarbeitung, fehlt doch in aktuellen Debatten rund um Vaterschaftsurlaub und Elternzeit das Bewusstsein um diese zentrale Errungenschaft der Frauenbewegung fast gänzlich.

Zusätzlich zu der chronologischen und genauen Aufarbeitung der Ereignisse vertieft der Autor einige Themen anhand älterer und aktueller historischer Forschung. So wird durch die Darstellung die über lange Zeit äusserst schwierige Position der BefürworterInnen deutlich, die mit viel Beharrlichkeit gegen eine politische Kultur der Schweiz angingen, die oft unter der Gürtellinie hantierte. Zu Recht würdigt der Autor in diesem Zusammenhang ausführlich die vielfältigen älteren feministischen Kämpfe, wie etwa den Streik der Basler Lehrerinnen (1959) oder den bekannteren Marsch nach Bern (1969). Informativ und umfassend sind auch die Ausführungen zur Verknüpfung der Wehrpflicht mit dem Stimm- und Wahlrecht in der Argumentation der GegnerInnen oder die Darstellung der zuweilen sehr unterschiedlichen Strategien der BefürworterInnen: sollte das Frauen Stimm- und Wahlrecht über eine Neuinterpretation der Verfassung errungen werden?

Oder war eine Schritt-für-Schritt-Strategie erfolgversprechender, die die politischen Rechte zuerst in den Gemeinden, dann kantonal und erst danach auf nationaler Ebene verankerte? War die politische Gleichberechtigung von Frauen ein grundrechtliches bzw. menschenrechtliches Prinzip, oder war es davon abhängig, ob die Frauen in der Schweiz ihre Fähigkeit und ihr Interesse an der Ausübung politischer Rechte unter Beweis gestellt hatten?

Während der Autor über weite Teile sorgfältig und akribisch Daten und Forschungsstand zusammengetragen hat, weisen die Ausführungen zur Frauenbewegung bisweilen Schwächen auf. So folgt der Autor in Teil II zu den Anfängen der Frauenbewegung einem alten Narrativ, das Perspektiven um 1900 in fortschrittlich oder traditionell einordnet und so das Feld der ersten Frauenorganisationen in der Schweiz nur ungenügend zu beschreiben vermag. Damit einher geht eine ebenfalls in älterer historischer Forschung verbreitete, aber inzwischen problematisierte Erklärung, Frauen hätten ein «traditionelles Geschlechterrollenverständnis» verinnerlicht. Dieser Blick wird dem vielfältigen politischen Handeln von Frauen und ihren Organisationen nicht gerecht. Auch bezüglich des Frauenstreiks 2019 und wie dieser einzuordnen sei (Teil III, Kapitel 3) dürften die Aus- führungen des Autors vermutlich von nachfolgender historischer Forschung noch revidiert bzw. ergänzt werden. Denn die Darstellung dieses bedeutsamen Ereignisses der Schweizer Geschichte als Folge der metoo-Bewegung greift wahrscheinlich zu kurz, waren doch sowohl Themen und Forderungen, wie auch Akteurinnen und Organisationsformen des Streiks zahlreich und divers. Es wird die Aufgabe künftiger Forschung sein, die Ursachen, Motivationen und Akteurinnen zum Frauenstreik, sowie die daraus resultierenden, bis in die Parlamente reichenden Netzwerke zu untersuchen und zu würdigen.

Diese Kritikpunkte schmälern keineswegs das grosse Verdienst, das Werner Seitz zukommt. Sein Buch wird als äusserst komplettes Nachschlage- und Überblickswerk für manche StudentIn, ForscherIn und historisch interessierte BürgerIn von grossem Nutzen sein.

Zitierweise:
Isler, Simona: Rezension zu: Seitz, Werner: Auf die Wartebank geschoben. Der Kampf um die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz seit 1900, Zürich 2020. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 71 (3), 2021, S. 561-563. Online: <https://doi.org/10.24894/2296-6013.00093>.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in
Weitere Informationen