H. Bruderer: Meilensteine der Rechentechnik

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Titel
Meilensteine der Rechentechnik. Zur Geschichte der Mathematik und der Informatik


Autor(en)
Bruderer, Herbert
Erschienen
Berlin 2020: Oldenbourg Verlag
Anzahl Seiten
818 S.
von
Enrico Natale, Infoclio.ch Fachportal für Geschichtewissenschaft in der Schweiz, Schweizeriche Academie für Geistes- und Sozialwissentschaft.; Maik Schmidt

Das automatisierte Rechnen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bruderers monumentales Werk, das von der Antike bis in die Gegenwart führt, versammelt in seiner neu bearbeiteten Fassung noch mehr akribisch recherchierten Stoff zum Staunen als zuvor.

Verblüffend trickreiche mechanische Rechenhelfer gab es schon vor Tausenden von Jahren. Manches ist nur fragmentarisch dokumentiert; viele Erkenntnisse vergangener Generationen sind heute kaum noch bekannt. Herbert Bruderer hat mit gewohnter Gründlichkeit Quellen studiert, Verfahren erschlossen und wichtige Leuchttürme der Rechnergeschichte wirkungsvoll in Szene gesetzt. Seine „Meilensteine“, die er umfassend überarbeitet hat, sind in dritter Auflage als zweibändiges, spektakulär bebildertes Werk mit zusammen über 2000 Seiten erschienen.

Der erste Band beginnt bei den ältesten Rechenhilfen und beschreibt neben Bekanntem wie dem Abakus viele Hilfsmittel früher Astronomie und Geometrie. Den Löwenanteil machen aber Rechenwerkzeuge mit Walzen und Rädern aus. Bruderer erweckt ihre Geschichten unter anderem durch zeitgenössische Dokumente zu neuem Leben. So bietet er in einem ganzen Kapitel Gebrauchsanweisungen für Stellradrechenmaschinen und Rechenscheiben dar.

Zwischen Zeitmessern und Webstühlen finden sich allerlei Kuriositäten wie selbstfahrende Schiffe, Schachautomaten oder Spieluhren. Zu nahezu jedem Gerät erzählt der Autor interessante Anekdoten; jedes Fundstück beschreibt er mit viel Liebe zum Detail.

Der zweite Band setzt mit einer Vorstellung der ersten digitalen Universalrechner ein. Ausführlich behandelt er die Relaisund Röhrencomputer der 1940er- und 1950er-Jahre; viel Raum widmet er Konrad Zuses Arbeiten. Einen großen Teil dieses Bandes nehmen ein Fachwörterbuch in Deutsch und Englisch sowie umfangreiche Literaturhinweise ein.

Bemerkenswert sorgfältig hat Bruderer unglaubliche Mengen an Material über Ursprünge der Rechentechnik zusammengetragen und in unterhaltsamer und ansprechender Weise aufbereitet. Mit seiner Arbeit dürfte er manchen Schatz vor dem Vergessenwerden bewahrt haben. Wer sich auf die „Meilensteine“ einlässt, kann damit auf eine viele Tage lange Lesereise durch geschichtliche Epochen gehen – und durch die ganze Welt, denn der Autor berücksichtigt Errungenschaften aus allen Erdteilen.

Zitierweise:
Schmidt, Maik: Rezension zu: Bruderer, Herbert: Meilensteine der Rechentechnik, Oldenburg 2020. Zuerst erschienen in: ct Magazin für Computertechnik 2021, S. 4.

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