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Sie legen ein handliches Buch in Kleinformat vor, das zeigt, dass die Beteiligung der «cantons latins» am Generalstreik sicher geringer war als in der Deutschschweiz, aber «que l’impact de ce grand mouvement social en Suisse romande avait été sous-estimé par nombre d’historiens» (S. 146). Es ist denn auch die einzige französischsprachige Gesamtdarstellung unter den zahlreichen neuen Publikationen zum Thema von 2018. Die Studie beginnt mit den tieferen Ursachen, den sozialen und ökonomischen Folgen des Ersten Weltkrieges, mit besonderem Fokus auf die Westschweiz. Adrian Zimmermann, ein profunder Kenner der Geschichte der Arbeitsbeziehungen, setzt deshalb in Kapitel I bei Kriegsbeginn im Sommer 1914 ein. Er zeigt anhand von Quellen von Robert Grimm, dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) und anderen, dass sich die Arbeiterschaft bereits in den ersten Monaten gegen die Notstandsmassnahmen des Bundesrates wehrte, wie der Widerstand sich während des Krieges steigerte, um schliesslich im November 1918 im Landesstreik zu gipfeln. Besonders im langen Kapitel II ist die Entwicklung zum Höhepunkt hin spannend und mit Zeitangaben detailliert beschrieben. Was im fernen Bundesbern und Zürich geschieht, wird etwa aus Sicht der linken Zeitung La Sentinelle oder der Revue syndicale suisse geschildert. Es gibt viele Belege, dass die Arbeiter(innen)schaft auch in der Westschweiz kämpfte: gegen den Krieg zogen die Arbeiter am «Dimanche rouge» vom 3. September 1916 trotz bundesrätlichem Verbot durch die Strassen. Gegen den zunehmenden Militarismus wehrten sie sich mit der spektakulären «Revolte von La-Chaux-de-Fonds» / «Affaire Graber» im Mai 1917. Gegen Hunger und Teuerung wurde am 30. August 1917 auch in Biel, La Chaux-de-Fonds, Lausanne, Le Locle und Vevey protestiert. Mit diesen Bezügen schafft es der Autor vor allem die Vorgeschichte des Landesstreiks aus dem Blickwinkel der Westschweiz als nationales Ereignis sichtbar zu machen. Neue Einsichten bringt der transnationale Blick auf den europäischen Nah- und Fernraum (insbesondere Russland). Es lässt sich eine frappierende Gleichzeitigkeit bei den Kriegsfolgen für die Arbeiterschaft und deren Protesten gegen die Not und den Krieg feststellen. So setzen die Kapitel über Ereignisse im Inland öfters bei einer Konferenz oder einem Beschluss im nahen Ausland an, an denen Grimm partizipierte. Die transnationale Vernetzung der Schweizer Akteure im «Oltener Aktionskomitee» wird so sichtbar. Es wird auch nachvollziehbar, weshalb die Russische Revolution die Hoffnung auf eine Wende zum «Positiven» nährte. Adrian Zimmermann gelingt damit, den Generalstreik von 1918 nicht als isoliertes Ereignis darzustellen, sondern als sich zuspitzenden langen Konflikt im Krieg. Die Herausgeber halten dies für wichtig, um neuen revisionistischen Tendenzen aus dem politisch rechten Spektrum entgegenzutreten. Die Gefahr, dass der Generalstreik wieder als bolschewistisch gesteuerter Umsturzversuch der Schweizer Arbeiterschaft dargestellt wird, ist für die Herausgeber nicht gebannt – trotz vieler quellenbasierter Forschungen der letzten 50 Jahre. Der November 1918 wird so zum entscheidenden Wende- und Ausgangspunkt, der mühsam, aber stetig zur heutigen sozialen und modernen Schweiz geführt hat. Daran schliesst später Jean-Claude Rennwald im IV. Kapitel an, in dem die Aktualität des Streiks in der Schweiz von 1918 bis heute aufgezeigt wird. Interessant ist auch hier der globale, eher im Telegrammstil gehaltene Ausblick auf grosse Generalstreikbewegungen. Ans Licht geholt wird beispielsweise der grösste Generalstreik in Indien 2016 mit 150 bis 180 Millionen Beteiligten, der von hiesigen Medien ignoriert wurde. Der Ursprungsidee des Bandes, den Generalstreik in der Westschweiz zu thematisieren, wird in Kapitel III mit vier eher kurzen, nach Wirtschaftsräumen gegliederten Beiträgen realisiert: Jean-Claude Rennwald fasst die Ereignisse und Ursachen auf den «Hauts Lieux de l’Arc Jurassien» zusammen, zu denen auch die Uhrenstädte Grenchen und Biel gezählt werden. Er analysiert die starke Beteiligung und Ereignisse primär politisch und soziologisch – linke Hochburgen (St. Imier, La Chaux-de-Fonds), starke Persönlichkeiten (Paul Graber, Jules Humbert-Droz) und Organisationsgrad der Metall- und Uhrenindustrie. Die weiteren Beiträge nehmen Ansatz und Narrativ von Adrian Zimmermann im Kapitel II wieder auf und schildern nah an regionalen Quellen die Spannungen vor dem Generalstreik, die Abläufe und die Folgen: Julien Wicki aus Neuchâtel befasst sich mit dem «Arc lémanique». In den Kantonen Genf und Waadt – so sein Fazit – beteiligten sich mehr als doppelt so viele Menschen am unbefristeten Streik wie gewerkschaftlich organisiert waren. In der Waadt wurde die Mobilisierung sicher dadurch geschwächt, dass durch die vorangegangenen Streiks alarmierten Behörden die Arbeiterführer am Tag X mit Mobilmachungsbefehlen geschickt ausser Gefecht gesetzt hatten. Mathias Reynard, Autor der Geschichte der kantonalen SP, geht auf Spurensuche im Wallis. Er zeigt anschaulich auf, dass dort die stark bäuerlich und familienbetrieblich strukturierte Industrialisierung erst spät zur Bildung einer organisierten Arbeiterschaft führte. Nach starken Streikbewegungen um 1907 bis 1910 war die Arbeiterschaft just im Moment des Landesstreiks geschwächt, nachdem sie 1917 nach harten Streiks in der Aluminium AG in Chippis Opfer von Repression und Ausweisungen wurde. Der Landesstreik gab der Bewegung aber neuen Schwung und führte 1919 zu Neugründungen der Union syndicale valaisanne und einer Sektion des Metall- und Uhrenarbeiterverbandes (SMUV). Laurent Andrey, der eine Lizentiatsarbeit zum Gedenken an den November 1918 im ländlichen Kanton Freiburg verfasste, schildert auf neun Seiten, wie der Generalstreik letztlich für 1000 erkrankte und 40 tote Soldaten verantwortlich gemacht wurde: Letztere gehörten zum 2000 Mann starken Detachement, das die Bundeshauptstadt im Generalstreik schützen sollte und der Spanischen Grippe zum Opfer fielen. Zudem sorgten auch die christlichen Gewerkschaften, unterstützt von den Behörden, für eine Schwächung der Mobilisierung: Auf dem Höhepunkt des Generalstreiks organisierten sie ein «Meeting patriotique» in Fribourg. Beliebte Redner zeichneten ein düsteres Bild der Streikenden und deren revolutionären Absichten. Dieser Diskurs wurde in den 1920er Jahren von rechts aktiv weitergeführt und mit Denkmälern für die heroisierten Grippeopfer noch verstärkt. Die jedes Kapitel abschliessende «Orientation bibliographique» zeigt gerade bei den Regionalstudien, dass die Quellenlage abseits der Presse sehr dünn geblieben ist und auf zum Teil auf über 40-jährige Studien zurückgegriffen werden muss. Die Stärke des Buches ist auch eine seiner wenigen Schwächen: Da sich die Autoren klar positionieren und die Proteste und den Generalstreik als Folge des Versagens von Behörden, Wirtschaft und Politik erklären, erscheinen ihre Akteure im guten Licht. In diesem Narrativ gibt es fast keine kritischen Einschätzungen des eigenen Handelns. Die Motive der Gegner hingegen werden öfter nur antagonistisch bewertet oder nicht ausgeführt. Das kompakte Buch ermöglicht im Vergleich mit neueren Forschungen zur Rolle der Arbeitgeberorganisationen[1] ein komplementäres Bild wichtiger Akteure zum Thema. [1] Pierre Eichenberger, Les organisations patronales et la Grève générale de 1918, in: Traverse: Zeitschrift für Geschichte 25/2 (2018), S. 129–150. Zitierweise: Lanz, Rita: Rezension zu: Rennwald, Jean-Claude; Zimmermann, Adrian (Hg.): La Grève générale de 1918 en Suisse. Histoire et répercussions, Neuchâtel 2018. Zuerst erschienen in: |http://www.sgg-ssh.ch/de/publikationen/schweizerische-zeitschrift-fuer-geschichte-szg|Schweizerische Zeitschrift für Geschichte| 71 (1), 2021, S. 201-203. Online: ." 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Le premier ouvrage discuté ici, issu de la collection Focus éditée par Alphil à Neuchâtel, propose une synthèse sur les événements dans l’Arc jurassien, ainsi que les cantons de Genève, Vaud, Valais et Fribourg. Le second accompagne l’exposition « 1918 Guerre et Paix » organisée en mars 2018 par le Nouveau Musée Bienne (NMB) qui ambitionne de dresser le portrait des femmes et des hommes engagés dans les mobilisations du Jura bernois. Sous la direction de Jean-Claude Rennwald et Adrian Zimmermann, « La Grève Générale de 1918 en Suisse. Histoire et répercussions » présente dans la première moitié du livre une synthèse des causes et des conséquences de « la plus grande crise intérieure que la Suisse moderne ait connue depuis la guerre du Sonderbund de 1847 ». Adrian Zimmermann suit un exposé chronologique en mêlant des références historiographiques des vingt dernières années, des citations tirées du quotidien socialiste La Sentinelle et des archives de l’Union syndicale suisse (USS). Cette synthèse ne propose pas d’interprétation inédite, ce n’est pas son rôle, mais elle permet une vue globale de la séquence sociale autour de 1918, dans son contexte national et international. En l’effet, l’auteur spécialiste de l’histoire du mouvement ouvrier suisse et hollandais offre un panorama fort complet des dynamiques sociales et économiques, même si on regrette parfois un manque d’intérêt pour le point de vue patronal et des autorités politiques dans le déroulement des événements. La seconde partie du livre présente quatre contributions de perspectives cantonales et deux chapitres plus généraux sur les grèves du 20ème siècle en Suisse et à travers le monde. L’historien et syndicaliste Jean-Claude Rennwald livre une description des répercussions de la grève à Bienne, Granges et La Chaux-de-Fonds, non sans avoir au préalable décrit la lecture caricaturale que donne la presse libérale neuchâteloise des événements en question. Pour une présentation plus détaillée des conflits, il faut ici mentionner les travaux récents de Marc Perrenoud [1]. Julien Wicki propose une lecture vaudoise et genevoise de la presse, associée à une consultation rapide des archives de police, ainsi que des documents mis à disposition par l’USS. Ce « premier essai sur l’histoire vaudoise de la grève » générale rend compte d’un déroulement nuancé entre les différentes régions du pays de Vaud et démontre sans détour que la Grève générale constitue « un événement majeur dans l’histoire sociale du canton ». Pour le volet genevois, la contribution reste fortement tributaire des travaux déjà anciens de Mauro Cerruti [2]. Mathias Reynard tente une confrontation de la presse catholique et patronale valaisanne avec les traces des mobilisations syndicales à Monthey, Brigue, et de façon plus disparate à Sion et Chippis. L’historien valaisan souligne l’ampleur de la répression : « face aux quelques 200 grévistes, ce sont plus de 2000 soldats qui sont mobilisés dans le canton ». L’étude du canton de Fribourg par Laurent Andrey se concentre sur la mémoire conservatrice et antisocialiste de la grève dans les années d’après-guerre. Les deux dernières contributions compilent des données disparates sur les statistiques lacunaires des mouvements sociaux en Suisse et suggèrent une mise en perspective des grèves comme « arme planétaire ». Si « l’antisocialisme violent » repéré par les différentes contributions (p. 66, 71, 83, 107, 115) a depuis longtemps été analysé par l’historiographie, l’ensemble des chapitres laisse apercevoir le rôle majeur des cheminots dans la diffusion de la grève générale de 1918 en Suisse. De même, ces recherches témoignent chacune d’un écho plus qu’anecdotique des mouvements sociaux aux quatre coins du pays, relativisant l’image d’une Romandie épargnée par les troubles. Toutefois, le lecteur pourrait regretter le survol trop rapide porté sur les réactions des autorités politiques cantonales, en particulier leurs relations complexes avec les autorités militaires et le Conseil fédéral. De même, les contributeurs se focalisent majoritairement sur le mouvement ouvrier, ne mentionnant qu’en passant certaines réactions et oppositions des employés et fonctionnaires cantonaux. Enfin, les deux derniers chapitres sont de qualité inégale, car ils recensent de manière uniforme des conflits sociaux aux origines et aux acteurs fort disparates, sans discuter d’ailleurs les évolutions structurelles du salariat au 20ème siècle. Malgré ces quelques critiques, l’ouvrage constitue à maints égards une bonne entrée en matière sur les conflits sociaux en Suisse romande à la sortie de la Première Guerre mondiale. Responsable de la seconde publication, le numéro « La Grève Générale de 1918 à Bienne et dans le Jura Bernois » de la revue Intervalles, l’historien Julien Steiner rassemble de nombreux documents et textes autour des journées de novembre à Bienne et environs. L’introduction de l’ouvrage compile quelques recherches des trente dernières années en français et en allemand, sans réussir toutefois à dégager de nouvelles orientations historiographiques depuis les travaux majeurs publiés par Willi Gautschi et Paul Schmid-Ammann en 1968 qui ne sont pas mentionnés. Les ressources iconographiques, les fiches biographiques, les quelques documents d’archives et les données statistiques éparses intéresseront le lecteur non seulement par la qualité de leur reproduction, mais surtout par leur caractère régional. Ce travail de recensement est fort pertinent pour documenter l’histoire locale, très utile également pour les enseignants. Les sources reproduites en fac similé sur presque trente pages offrent un éventail fascinant des réactions communales à la mobilisation syndicale à Corgémont, Cormoret, Courtelary, La Ferrière, Mont-Tramelan, Moutier, Neuveville, Orvin, Péry, Renan, Saint-Imier, Sonceboz-Sombeval, Sonvilier, Tramelan… Le lecteur regrettera l’absence d’un commentaire d’ensemble ou de quelques développements sur le contexte des différentes lettres ici reproduites. En outre, à l’exception d’une rapide notice sur la militante socialiste Lucie Ablitzer, qui aurait gagné à intégrer les éléments biographiques publiés par le Maitron (), l’absence d’une réflexion sur le mouvement des femmes est plus gênante… Dans l’ensemble, l’ouvrage reste tributaire de recherches souvent anciennes, comme celles de David Gaffino, Tobias Kästli, Hervé De Weck et Bernard Roten. Enfin, les deux dernières contributions du numéro sur l’actualité des grèves en Suisse représentent un exercice délicat. L’analyse des syndicalistes Vania Alleva, présidente de UNIA, et Andreas Rieger, ancien coprésident, focalise l’attention sur les mouvements sociaux depuis la fin des années 1990, sans interroger la pertinence de l’opposition entre grève défensive ou offensive. Les deux grèves en 2004 et 2006 contre le démantèlement des usines métallurgiques de la Boillat et Reconvilliers font l’objet d’une chronique rédigée par Karim Boukhris dont le point de vue peine à donner la parole aux grévistes. Malgré ces faiblesses, la lecture de la revue Intervalles est agréable et le travail de mise en page apporte un réel intérêt aux documents présentés. La perspective des deux ouvrages proposés ici n’est pas de rivaliser avec les publications réalisées en Suisse alémanique au cours de l’année 2018 [3], car ils n’ont ni les mêmes moyens, ni la même ambition de synthèse. Cependant, les travaux menés en Romandie ont l’intérêt de révéler la nécessité d’une recherche globale sur l’épineuse question de la Grève générale dans l’ensemble des régions de la Suisse. Quant à l’urgence d’un ouvrage de vulgarisation qui proposerait une présentation des avancées de la recherche historiographique depuis cinquante ans, il attend encore son auteur… Notes: [1] La Grève générale à La Chaux-de-Fonds, in : Traverse Revue d’histoire, ISSN 1420-4355, Band 2018/2, p. 231–254. [2] Le mouvement ouvrier genevois durant la Première Guerre mondiale et la grève générale, in : La grève générale de 1918 en Suisse, Genève: Grounauer, 1977, p. 103-210. [3] Voir par exemple, Roman Rossfeld, Der Landesstreik : die Schweiz im November 1918, 2018, 455 p. Citation: Dominique Dirlewanger: Compte rendu de: Jean-Claude Rennwald, Adrian Zimmermann, La Grève Générale de 1918 en Suisse. Histoire et répercussions, Neuchâtel, Alphil, 2018 / Julien Steiner: La Grève Générale de 1918 à Bienne et dans le Jura Bernois, Intervalles - Revue culturelle du Jura Bernois et Bienne, no. 111, 2018. Zuerst erschienen in: infoclio.ch, 28.01.2019." 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Rennwald u.a. (Hrsg): La Grève générale de 1918 en Suisse | infoclio - Rezensionen

J.-C. Rennwald u.a. (Hrsg): La Grève générale de 1918 en Suisse

Cover
Titel
La Grève générale de 1918 en Suisse. Histoire et répercussions


Herausgeber
Rennwald, Jean-Claude; Zimmermann, Adrian
Reihe
Focus 25
Erschienen
Neuchâtel 2018: Éditions Alphil
Anzahl Seiten
Preis
CHF 19,00 € 14,00
URL
von
Lanz Rita

Die beiden gewerkschaftlich engagierten Herausgeber des zu besprechenden Bandes gehen im Jubiläumsjahr des Landesstreiks von 1918 den Ursachen der immer als schwach eingeschätzten Westschweizer Mobilisierung nach. Sie legen ein handliches Buch in Kleinformat vor, das zeigt, dass die Beteiligung der «cantons latins» am Generalstreik sicher geringer war als in der Deutschschweiz, aber «que l’impact de ce grand mouvement social en Suisse romande avait été sous-estimé par nombre d’historiens» (S. 146). Es ist denn auch die einzige französischsprachige Gesamtdarstellung unter den zahlreichen neuen Publikationen zum Thema von 2018.

Die Studie beginnt mit den tieferen Ursachen, den sozialen und ökonomischen Folgen des Ersten Weltkrieges, mit besonderem Fokus auf die Westschweiz. Adrian Zimmermann, ein profunder Kenner der Geschichte der Arbeitsbeziehungen, setzt deshalb in Kapitel I bei Kriegsbeginn im Sommer 1914 ein. Er zeigt anhand von Quellen von Robert Grimm, dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) und anderen, dass sich die Arbeiterschaft bereits in den ersten Monaten gegen die Notstandsmassnahmen des Bundesrates wehrte, wie der Widerstand sich während des Krieges steigerte, um schliesslich im November 1918 im Landesstreik zu gipfeln. Besonders im langen Kapitel II ist die Entwicklung zum Höhepunkt hin spannend und mit Zeitangaben detailliert beschrieben. Was im fernen Bundesbern und Zürich geschieht, wird etwa aus Sicht der linken Zeitung La Sentinelle oder der Revue syndicale suisse geschildert. Es gibt viele Belege, dass die Arbeiter(innen)schaft auch in der Westschweiz kämpfte: gegen den Krieg zogen die Arbeiter am «Dimanche rouge» vom 3. September 1916 trotz bundesrätlichem Verbot durch die Strassen. Gegen den zunehmenden Militarismus wehrten sie sich mit der spektakulären «Revolte von La-Chaux-de-Fonds» / «Affaire Graber» im Mai 1917. Gegen Hunger und Teuerung wurde am 30. August 1917 auch in Biel, La Chaux-de-Fonds, Lausanne, Le Locle und Vevey protestiert. Mit diesen Bezügen schafft es der Autor vor allem die Vorgeschichte des Landesstreiks aus dem Blickwinkel der Westschweiz als nationales Ereignis sichtbar zu machen.

Neue Einsichten bringt der transnationale Blick auf den europäischen Nah- und Fernraum (insbesondere Russland). Es lässt sich eine frappierende Gleichzeitigkeit bei den Kriegsfolgen für die Arbeiterschaft und deren Protesten gegen die Not und den Krieg feststellen. So setzen die Kapitel über Ereignisse im Inland öfters bei einer Konferenz oder einem Beschluss im nahen Ausland an, an denen Grimm partizipierte. Die transnationale Vernetzung der Schweizer Akteure im «Oltener Aktionskomitee» wird so sichtbar. Es wird auch nachvollziehbar, weshalb die Russische Revolution die Hoffnung auf eine Wende zum «Positiven» nährte.

Adrian Zimmermann gelingt damit, den Generalstreik von 1918 nicht als isoliertes Ereignis darzustellen, sondern als sich zuspitzenden langen Konflikt im Krieg. Die Herausgeber halten dies für wichtig, um neuen revisionistischen Tendenzen aus dem politisch rechten Spektrum entgegenzutreten. Die Gefahr, dass der Generalstreik wieder als bolschewistisch gesteuerter Umsturzversuch der Schweizer Arbeiterschaft dargestellt wird, ist für die Herausgeber nicht gebannt – trotz vieler quellenbasierter Forschungen der letzten 50 Jahre.

Der November 1918 wird so zum entscheidenden Wende- und Ausgangspunkt, der mühsam, aber stetig zur heutigen sozialen und modernen Schweiz geführt hat. Daran schliesst später Jean-Claude Rennwald im IV. Kapitel an, in dem die Aktualität des Streiks in der Schweiz von 1918 bis heute aufgezeigt wird. Interessant ist auch hier der globale, eher im Telegrammstil gehaltene Ausblick auf grosse Generalstreikbewegungen. Ans Licht geholt wird beispielsweise der grösste Generalstreik in Indien 2016 mit 150 bis 180 Millionen Beteiligten, der von hiesigen Medien ignoriert wurde.

Der Ursprungsidee des Bandes, den Generalstreik in der Westschweiz zu thematisieren, wird in Kapitel III mit vier eher kurzen, nach Wirtschaftsräumen gegliederten Beiträgen realisiert: Jean-Claude Rennwald fasst die Ereignisse und Ursachen auf den «Hauts Lieux de l’Arc Jurassien» zusammen, zu denen auch die Uhrenstädte Grenchen und Biel gezählt werden. Er analysiert die starke Beteiligung und Ereignisse primär politisch und soziologisch – linke Hochburgen (St. Imier, La Chaux-de-Fonds), starke Persönlichkeiten (Paul Graber, Jules Humbert-Droz) und Organisationsgrad der Metall- und Uhrenindustrie. Die weiteren Beiträge nehmen Ansatz und Narrativ von Adrian Zimmermann im Kapitel II wieder auf und schildern nah an regionalen Quellen die Spannungen vor dem Generalstreik, die Abläufe und die Folgen: Julien Wicki aus Neuchâtel befasst sich mit dem «Arc lémanique». In den Kantonen Genf und Waadt – so sein Fazit – beteiligten sich mehr als doppelt so viele Menschen am unbefristeten Streik wie gewerkschaftlich organisiert waren. In der Waadt wurde die Mobilisierung sicher dadurch geschwächt, dass durch die vorangegangenen Streiks alarmierten Behörden die Arbeiterführer am Tag X mit Mobilmachungsbefehlen geschickt ausser Gefecht gesetzt hatten. Mathias Reynard, Autor der Geschichte der kantonalen SP, geht auf Spurensuche im Wallis. Er zeigt anschaulich auf, dass dort die stark bäuerlich und familienbetrieblich strukturierte Industrialisierung erst spät zur Bildung einer organisierten Arbeiterschaft führte. Nach starken Streikbewegungen um 1907 bis 1910 war die Arbeiterschaft just im Moment des Landesstreiks geschwächt, nachdem sie 1917 nach harten Streiks in der Aluminium AG in Chippis Opfer von Repression und Ausweisungen wurde. Der Landesstreik gab der Bewegung aber neuen Schwung und führte 1919 zu Neugründungen der Union syndicale valaisanne und einer Sektion des Metall- und Uhrenarbeiterverbandes (SMUV). Laurent Andrey, der eine Lizentiatsarbeit zum Gedenken an den November 1918 im ländlichen Kanton Freiburg verfasste, schildert auf neun Seiten, wie der Generalstreik letztlich für 1000 erkrankte und 40 tote Soldaten verantwortlich gemacht wurde: Letztere gehörten zum 2000 Mann starken Detachement, das die Bundeshauptstadt im Generalstreik schützen sollte und der Spanischen Grippe zum Opfer fielen. Zudem sorgten auch die christlichen Gewerkschaften, unterstützt von den Behörden, für eine Schwächung der Mobilisierung: Auf dem Höhepunkt des Generalstreiks organisierten sie ein «Meeting patriotique» in Fribourg. Beliebte Redner zeichneten ein düsteres Bild der Streikenden und deren revolutionären Absichten. Dieser Diskurs wurde in den 1920er Jahren von rechts aktiv weitergeführt und mit Denkmälern für die heroisierten Grippeopfer noch verstärkt.

Die jedes Kapitel abschliessende «Orientation bibliographique» zeigt gerade bei den Regionalstudien, dass die Quellenlage abseits der Presse sehr dünn geblieben ist und auf zum Teil auf über 40-jährige Studien zurückgegriffen werden muss.

Die Stärke des Buches ist auch eine seiner wenigen Schwächen: Da sich die Autoren klar positionieren und die Proteste und den Generalstreik als Folge des Versagens von Behörden, Wirtschaft und Politik erklären, erscheinen ihre Akteure im guten Licht. In diesem Narrativ gibt es fast keine kritischen Einschätzungen des eigenen Handelns. Die Motive der Gegner hingegen werden öfter nur antagonistisch bewertet oder nicht ausgeführt. Das kompakte Buch ermöglicht im Vergleich mit neueren Forschungen zur Rolle der Arbeitgeberorganisationen1 ein komplementäres Bild wichtiger Akteure zum Thema.

1 Pierre Eichenberger, Les organisations patronales et la Grève générale de 1918, in: Traverse: Zeitschrift für Geschichte 25/2 (2018), S. 129–150.

Zitierweise:
Lanz, Rita: Rezension zu: Rennwald, Jean-Claude; Zimmermann, Adrian (Hg.): La Grève générale de 1918 en Suisse. Histoire et répercussions, Neuchâtel 2018. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 71 (1), 2021, S. 201-203. Online: <https://doi.org/10.24894/2296-6013.00080>.

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