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Dieses befasst sich mit der Rolle der indigenen Nationen in der US-amerikanischen Expansion vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, insbesondere hinsichtlich der Gewalt und Unterdrückung, welche diese Beziehungen belasteten. Es handelt sich also nicht, wie der Titel suggeriert, um eine Monographie zur Geschichte der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. So werden Themen wie die indigenen Wirtschaftssysteme, Religionen, Kulturen und soziale Ordnungen nur relativ kurz behandelt und dann vor allem hinsichtlich der «Plains»-Nationen wie den Comanche (etwa S. 221–227). Zentrale kulturelle Elemente, wie ein «potlatch» der indigenen Bewohner der Pazifikküste oder der «sun dance» für die Lakota, werden nur erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Um die amerikanisch-indigenen Beziehungen darzustellen, gliedert sich das Werk chronologisch nach einzelnen Fallbeispielen, welche exemplarisch bestimmte Themen, Zeitabschnitte und/oder Konflikte beleuchten. Nach einigen einleitenden Bemerkungen, unter anderem zur amerikanischen Geschichtsschreibung, wird mit einem kurzen Überblick über die Kolonialzeit und die Entstehung der USA begonnen, wobei sich die Analyse vor allem auf die indigenen Akteure im Ohio-Tal fokussiert. Hierbei wird die neue Dynamik deutlich gemacht, welche die weiss-indigenen Beziehungen nach dem Unabhängigkeitskrieg auszeichnete. Das nächste Kapitel zeigt dann das US-amerikanische Vorgehen hinsichtlich des Ohio-Tals und beschreibt die sogenannte «Lewis and Clark Expedition». Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf das 19. Jahrhundert, das vierte Kapitel umfasst die amerikanische Umsiedlungspolitik («removal») der sogenannten «Five Civilized Tribes». Kapitel fünf behandelt die sehr gewalttätige amerikanische Politik gegenüber den Indigenen in Kalifornien, im sechsten Kapitel wird schliesslich die amerikanische Vereinnahmung der «Great Plains» nach dem Bürgerkrieg behandelt. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Ende des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit dem Reservatssystem, dem indigenen Widerstand vor allem im Rahmen der «ghost dance»-Bewegung und dem Beginn der Mythologisierung des «Wilden Westens». Ein Epilog zur Indigenenpolitik Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Fokus auf die repressive Bildungspolitik und dem versuchten Ethnozid schliesst die Untersuchung ab. Die Listen für weiterführende Literatur im Anhang helfen zu einzelnen Themen mehr Informationen zu finden, allerdings findet sich kein echtes Literaturverzeichnis, was die Arbeit mit den Fussnoten erschwert. Der Aufbau des Buches und die Auswahl der Fallbeispiele sind für eine Einführung zum Thema gut nachvollziehbar. In den einzelnen Abschnitt fungiert vor allem das Thema der Massengewalt als zentraler Fokus der Analyse, wobei neben dem amerikanischen Militär auch den Siedlern als Gewaltakteuren viel Platz eingeräumt wird. Gewalt und Unterdrückung werden zurecht als die bestimmenden Elemente der amerikanisch-indigenen Beziehungen bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausgemacht, wobei die Ausprägung regional und zeitlich unterschiedlich war. In diesem Rahmen lehnt der Autor den Genozid-Begriff für eine Analyse der kompletten historischen Entwicklung überzeugend ab und weist stattdessen auf einzelne regionale Genozide hin, etwa in Kalifornien in der Zeit des Goldrausches (Kapitel 5). Mattioli berücksichtigt aber auch die Rolle weiterer Faktoren wie Krankheiten und damit zusammenhängend die Demographie (etwa S. 67–70), welche den indigenen Widerstand entscheidend beeinflusste. Andere Faktoren, wie die indigene Grenzpolitik, werden nicht weiter ausgeführt.[1] Zudem wird detailliert, mit zahlreichen eindrucksvollen Beispielen und Zitaten, der Blick der amerikanischen Gesellschaft auf die indigene Bevölkerung beschrieben. Für die (weissen) Amerikaner war die indigene Kultur nicht nur nicht schützenswert, sondern sie sollte aktiv zerstört werden. Hinsichtlich des amerikanischen Staates, der in Auseinandersetzungen immer auf Seiten der Siedler stand, wird in den Kapiteln den Präsidenten viel Platz eingeräumt, etwa im vierten Kapitel Andrew Jackson oder im Epilog Theodore Roosevelt. Das Buch basiert zu grossen Teilen auf den Erkenntnissen der sogenannten New Western History sowie der Ethnohistory, allerdings finden sich auch teilweise veraltete Sichtweisen. Im sechsten Kapitel wird etwa mehrfach der Eindruck erweckt, die indigenen «Plains»-Nationen hätten sich nur mit Pfeil und Bogen und einigen wenigen veralteten Feuerwaffen amerikanischen Soldaten widersetzt, welche mit modernen Hinterladern weit überlegen gewesen wären (etwa S. 265, 285). Dies trifft nicht zu, vielmehr waren auch moderne Feuerwaffen unter den Indigenen in der Prärie weit verbreitet, die Waffentechnologie spielte nur eine kleine Rolle im Ausgang der dortigen Konflikte.[2] Ein grosses Plus des Buches ist der mitreissende Schreibstil, welcher im besten Sinne an den Bestseller von Dee Brown[3] erinnert. Mattioli fesselt die/den LeserIn, man merkt dem Text das Engagement und die Faszination des Autors für das Thema an. Das Buch bezweckt, einer breiten Leserschaft die Erkenntnisse neuerer amerikanischer Forschung zu der indigenen Rolle in der US-amerikanischen Expansion zugänglich zu machen. Dieses Ziel hat es insgesamt durchaus erfüllt, das Werk ist für Studierende und Interessierte als Einstieg und erster Überblick wärmstens zu empfehlen. Anmekrung: [1] Siehe hierzu etwa: David G. McCrady, Living with Strangers. The Nineteenth-Century Sioux and the Canadian-American Borderlands, Lincoln NE 2006. [2] David J. Silverman, Thundersticks. Firearms and the Violent Transformation of Native America, Cambridge MA 2016, S. 4, S. 19, S. 248. [3] Dee Brown, Bury My Heart at Wounded Knee. An Indian History of the American West, New York 1970. Zitierweise: Schmitz, Yves: Rezension zu: Mattioli, Aram: Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700–1910, Stuttgart 2019. Zuerst erschienen in: |http://www.sgg-ssh.ch/de/publikationen/schweizerische-zeitschrift-fuer-geschichte-szg|Schweizerische Zeitschrift für Geschichte| 71 (1), 2021, S. 180-181. Online: ." 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Jeder erwachsene Mensch kennt das Gegeneinander von American Indians und weißen Siedlern als erzählerische Folie zahlloser Filme und Romane. Die deutschsprachige Geschichtswissenschaft nähert sich dem Thema eher selten. Es gibt zwar einige neuere Monografien zu Spezialthemen und Übersetzungen von älteren Übersichtswerken, doch bislang keine den aktuellen Forschungsstand reflektierende Synthese zum indianischen Nordamerika in der Zeit der Kolonisierung. Mit seinem Buch „Verlorene Welten: Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700–1910“ unternimmt es Aram Mattioli, Professor für die Geschichte der Neuesten Zeit an der Universität Luzern, diese Lücke zu schließen. Im Jahr 1492 war das heutige Hauptland der USA überzogen von einem Mosaik aus über 500 indianischen Gesellschaften mit sehr unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Wirtschaftsweisen. Häufig landwirtschaftlich orientiert und teilweise hochentwickelt, unterhielten diese Gemeinwesen Handelsbeziehungen über weite Entfernungen. Bis 1900 wurde die indigene Bevölkerung infolge von eingeschleppten Krankheiten, Massakern und Zwangsumsiedelungen von einstmals fünf bis zehn Millionen auf 237.000 reduziert. Diese angeblichen Steinzeitmenschen lebten in Reservate eingepfercht, und vielfach wuchsen ihre Kinder, von den Eltern getrennt und ihrer Kultur entfremdet, zwecks Umerziehung in Internaten auf. Das Buch „Verlorene Welten“ zeichnet die Geschichte dieser nahezu totalen Ausgrenzung und Zerstörung nach; es nimmt die indianischen Gesellschaften dabei in den Blick als selbstständige Akteure, die auf höchst unterschiedliche Weise mit dem Eindringen der Europäer umgingen und trotz widrigster Bedingungen den Fortbestand ihrer Kulturen und Gemeinschaften bis heute sichern. Die sechs Hauptkapitel des Buches folgen einer chronologischen Ordnung, legen aber jeweils den Fokus auf ein bestimmtes geografisches Gebiet, um so den indigenen Widerstand und das Vorgehen amerikanischer Siedler und der Staatsmacht in der jeweiligen Epoche exemplarisch zur Anschauung zu bringen. Beginnend im Nordosten der Kolonialzeit und der frühen USA (Kapitel 2 und 3) über den Südosten in der Ära der Zwangsumsiedelungen der 1810er- bis 1830er-Jahre (Kapitel 4), wendet sich der Blick auf Kalifornien während des Goldrauschs (Kapitel 5) und zu den Great Plains zwischen den 1840er- und den 1890er-Jahren (Kapitel 6). Die einzelnen Gebietsstudien stellen indianische Kulturen und Wirtschaftsweisen vor und zeichnen ihren Wandel und ihre Marginalisierung im Zuge des zunehmend konfliktreichen Kontakts mit vordringenden Europäern und US-Amerikanern nach. Das Kapitel 7 zum Leben in den Reservaten und dem versuchten Ethnozid durch die Zwangsverschickung indianischer Kinder in Internate und Privatisierung der Reservatsländereien seit den 1880er-Jahren legt den Fokus auf das Geschehen im Gesamtstaat. Mattiolis Darstellung greift auf die hierzulande noch häufig ignorierten Forschungsergebnisse der US-amerikanischen „Ethnohistory“ sowie der „New Western History“ zurück und räumt mit vielen verbreiteten Klischees auf. Dass zum Beispiel landwirtschaftliche Praktiken unter den indianischen Nationen seit der präkolumbianischen Zeit weit verbreitet waren, weshalb auch die Zerstörung von Feldern und Plantagen zu den bevorzugten Kriegstaktiken des Militärs und der Siedlermilizen gehörte, ist ausgespart in dem von der Populärkultur und der älteren Geschichtsschreibung tradierten Bild von Jägern und Sammlern im Konflikt mit einer landwirtschaftlich geprägten Siedlergesellschaft. Die zum Sinnbild „der Indianer“ erhobenen nomadischen Reiterkulturen der Great Plains hatten sich erst im Laufe des 18. Jahrhunderts herausgebildet, nachdem Pferde, die den Kolonisten in Neumexiko entlaufen waren und sich rasch vermehrten, es möglich machten, von der Büffeljagd zu leben. Die indigenen Gesellschaften der Plains-Region hatten in früheren Jahren durchaus sesshaft gelebt und waren mit Agrikulturtechniken vertraut. Für die indigenen Gesellschaften Nordamerikas zeitigte das Eindringen europäischer Kolonialmächte sehr schnell katastrophale Folgen, indem eingeschleppte Krankheiten ganze Dörfer dahinrafften und bedeutende Lücken in das soziale Gefüge rissen. Für die so geschwächten indianischen Nationen, die nur selten zu einer gemeinsamen Linie gegenüber den Eindringlingen fanden, war der Handel und zeitweise auch die Waffenbrüderschaft mit den französischen, britischen und spanischen Kolonialisten indes keine rein negativ betrachtete Angelegenheit. 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Die resultierende Geschichte von erzwungenen, ungleichen Verträgen, Massengewalt und Internierung in Reservaten sowie den indianischen Gegenstrategien, zu denen nicht nur Kriege (noch so ein Klischee), sondern mitunter auch die Anrufung des Obersten Gerichtshofes gehörte, legt Mattioli ausführlich dar. Die recht begrenzte Überlieferung von Quellen zum Denken und Handeln von indigenen Akteuren, die im Gegensatz zu ihren Gegnern nur wenig schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben, hat manche amerikanische Autoren dazu veranlasst, auch mündlich tradierte Überlieferungen, die lange nach den Geschehnissen aufgezeichnet wurden, miteinzubeziehen. Mattioli legt die strengeren Kriterien der klassischen Quellenkritik an und verzichtet auf Zeugnisse dieser Art. Durch die Auswertung einer sehr umfangreichen Literatur und gut ausgewählter Zitate gelingt dem Buch auch ohne Einbeziehung der Oral History-Quellen eine plastische und überzeugende Darstellung indianischer Akteure und Strategien. Implizit stellt das Buch Fragen auch an die deutsche Erinnerungskultur, welche die Auswanderer in die „Neue Welt“ und deren dortiges Wirken kaum problematisiert. Wie Mattioli aber zeigt, forcierte kein anderer als der hierzulande vielfach geehrte 1848er-Revolutionär Carl Schurz in seiner Funktion als amerikanischer Innenminister (im Amt 1877–1881) die Zwangsverschickung indianischer Kinder in Internate und die Privatisierung von Reservatsländereien (das „allotment“) mit dem Ziel, die Indianer als besondere Ethnie gänzlich aufzulösen. Für viele Native Americans waren diese von deutschen Zeitungen noch anlässlich der aktuellen Neuausgabe von Schurz’ „Lebenserinnerungen“ als modern und aufgeklärt gewürdigten Reformbemühungen mit einem Verlust an politischer Autonomie, einer weiteren Verarmung und traumatischen Familientrennungen verbunden. „Verlorene Welten“ ist ein sehr gelungenes und für den deutschsprachigen Raum überfälliges Werk, das eine Synthese der neueren Forschung zur Geschichte der Indianer Nordamerikas im 18. und 19. Jahrhundert bietet. Ein besonderer Vorzug des Buches, das sich auch an einen breiteren Leserkreis als das historische Fachpublikum wendet, liegt in der häufigen Verwendung von Quellen schweizerischer und deutscher Zeitzeugen und Akteure. In der amerikanischen Literatur eher selten verwendet, betonen diese Zeugnisse eindrucksvoll Zusammenhänge des damaligen Geschehens in Nordamerika mit der europäischen Auswanderungsgeschichte." 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Mattioli: Verlorene Welten | infoclio - Rezensionen

A. Mattioli: Verlorene Welten

Cover
Titel
Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700–1910


Autor(en)
Mattioli, Aram
Erschienen
Stuttgart 2017: Klett-Cotta
Anzahl Seiten
464 S.
Preis
€ 26,00
URL
von
Yves Schmitz, Universität Marburg

Trotz der allgemeinen Faszination für die USA im deutschsprachigen Raum, existiert hier nur wenig wissenschaftliche Literatur zur Geschichte der indigenen Bevölkerung in Nordamerika. Eine Lücke, in die das sehr gut lesbare Buch von Aram Mattioli stösst. Dieses befasst sich mit der Rolle der indigenen Nationen in der US-amerikanischen Expansion vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, insbesondere hinsichtlich der Gewalt und Unterdrückung, welche diese Beziehungen belasteten. Es handelt sich also nicht, wie der Titel suggeriert, um eine Monographie zur Geschichte der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. So werden Themen wie die indigenen Wirtschaftssysteme, Religionen, Kulturen und soziale Ordnungen nur relativ kurz behandelt und dann vor allem hinsichtlich der «Plains»-Nationen wie den Comanche (etwa S. 221–227). Zentrale kulturelle Elemente, wie ein «potlatch» der indigenen Bewohner der Pazifikküste oder der «sun dance» für die Lakota, werden nur erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt.

Um die amerikanisch-indigenen Beziehungen darzustellen, gliedert sich das Werk chronologisch nach einzelnen Fallbeispielen, welche exemplarisch bestimmte Themen, Zeitabschnitte und/oder Konflikte beleuchten. Nach einigen einleitenden Bemerkungen, unter anderem zur amerikanischen Geschichtsschreibung, wird mit einem kurzen Überblick über die Kolonialzeit und die Entstehung der USA begonnen, wobei sich die Analyse vor allem auf die indigenen Akteure im Ohio-Tal fokussiert. Hierbei wird die neue Dynamik deutlich gemacht, welche die weiss-indigenen Beziehungen nach dem Unabhängigkeitskrieg auszeichnete. Das nächste Kapitel zeigt dann das US-amerikanische Vorgehen hinsichtlich des Ohio-Tals und beschreibt die sogenannte «Lewis and Clark Expedition». Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf das 19. Jahrhundert, das vierte Kapitel umfasst die amerikanische Umsiedlungspolitik («removal») der sogenannten «Five Civilized Tribes». Kapitel fünf behandelt die sehr gewalttätige amerikanische Politik gegenüber den Indigenen in Kalifornien, im sechsten Kapitel wird schliesslich die amerikanische Vereinnahmung der «Great Plains» nach dem Bürgerkrieg behandelt. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Ende des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit dem Reservatssystem, dem indigenen Widerstand vor allem im Rahmen der «ghost dance»-Bewegung und dem Beginn der Mythologisierung des «Wilden Westens». Ein Epilog zur Indigenenpolitik Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Fokus auf die repressive Bildungspolitik und dem versuchten Ethnozid schliesst die Untersuchung ab. Die Listen für weiterführende Literatur im Anhang helfen zu einzelnen Themen mehr Informationen zu finden, allerdings findet sich kein echtes Literaturverzeichnis, was die Arbeit mit den Fussnoten erschwert.

Der Aufbau des Buches und die Auswahl der Fallbeispiele sind für eine Einführung zum Thema gut nachvollziehbar. In den einzelnen Abschnitt fungiert vor allem das Thema der Massengewalt als zentraler Fokus der Analyse, wobei neben dem amerikanischen Militär auch den Siedlern als Gewaltakteuren viel Platz eingeräumt wird. Gewalt und Unterdrückung werden zurecht als die bestimmenden Elemente der amerikanisch-indigenen Beziehungen bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausgemacht, wobei die Ausprägung regional und zeitlich unterschiedlich war. In diesem Rahmen lehnt der Autor den Genozid-Begriff für eine Analyse der kompletten historischen Entwicklung überzeugend ab und weist stattdessen auf einzelne regionale Genozide hin, etwa in Kalifornien in der Zeit des Goldrausches (Kapitel 5). Mattioli berücksichtigt aber auch die Rolle weiterer Faktoren wie Krankheiten und damit zusammenhängend die Demographie (etwa S. 67–70), welche den indigenen Widerstand entscheidend beeinflusste. Andere Faktoren, wie die indigene Grenzpolitik, werden nicht weiter ausgeführt.1 Zudem wird detailliert, mit zahlreichen eindrucksvollen Beispielen und Zitaten, der Blick der amerikanischen Gesellschaft auf die indigene Bevölkerung beschrieben. Für die (weissen) Amerikaner war die indigene Kultur nicht nur nicht schützenswert, sondern sie sollte aktiv zerstört werden. Hinsichtlich des amerikanischen Staates, der in Auseinandersetzungen immer auf Seiten der Siedler stand, wird in den Kapiteln den Präsidenten viel Platz eingeräumt, etwa im vierten Kapitel Andrew Jackson oder im Epilog Theodore Roosevelt. Das Buch basiert zu grossen Teilen auf den Erkenntnissen der sogenannten New Western History sowie der Ethnohistory, allerdings finden sich auch teilweise veraltete Sichtweisen. Im sechsten Kapitel wird etwa mehrfach der Eindruck erweckt, die indigenen «Plains»-Nationen hätten sich nur
mit Pfeil und Bogen und einigen wenigen veralteten Feuerwaffen amerikanischen Soldaten
widersetzt, welche mit modernen Hinterladern weit überlegen gewesen wären (etwa S. 265, 285). Dies trifft nicht zu, vielmehr waren auch moderne Feuerwaffen unter den Indigenen in der Prärie weit verbreitet, die Waffentechnologie spielte nur eine kleine Rolle im Ausgang der dortigen Konflikte.2

Ein grosses Plus des Buches ist der mitreissende Schreibstil, welcher im besten Sinne an den Bestseller von Dee Brown3 erinnert. Mattioli fesselt die/den LeserIn, man merkt dem Text das Engagement und die Faszination des Autors für das Thema an. Das Buch bezweckt, einer breiten Leserschaft die Erkenntnisse neuerer amerikanischer Forschung zu der indigenen Rolle in der US-amerikanischen Expansion zugänglich zu machen. Dieses Ziel hat es insgesamt durchaus erfüllt, das Werk ist für Studierende und Interessierte als Einstieg und erster Überblick wärmstens zu empfehlen.

Anmekrung:
1 Siehe hierzu etwa: David G. McCrady, Living with Strangers. The Nineteenth-Century Sioux and the Canadian-American Borderlands, Lincoln NE 2006.
2 David J. Silverman, Thundersticks. Firearms and the Violent Transformation of Native America, Cambridge MA 2016, S. 4, S. 19, S. 248.
3 Dee Brown, Bury My Heart at Wounded Knee. An Indian History of the American West, New York 1970.

Zitierweise:
Schmitz, Yves: Rezension zu: Mattioli, Aram: Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700–1910, Stuttgart 2019. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 71 (1), 2021, S. 180-181. Online: <https://doi.org/10.24894/2296-6013.00080>.

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