É. Hofmann : La mission de Henri Monod à Paris en 1804

Cover
Titel
La mission de Henri Monod à Paris en 1804. Contribution à l’histoire des relations franco-suisses au début de la Médiation


Autor(en)
Hofmann, Étienne
Reihe
Travaux sur la Suisse des Lumières (19)
Erschienen
Genève 2017: Editions Slatkine
Anzahl Seiten
575 S.
von
Peter Lehmann

Manchmal trägt man ein Thema jahrelang mit sich herum, in der Absicht, irgendwann sich eingehend damit zu beschäftigen und im besten Fall einen Artikel oder ein Buch darüber zu schreiben. So erging es auch Étienne Hofmann. Als Assistent hatte er 1972 die Aufgabe, ein detailliertes Inventar aller Missiven zu erstellen, die Henri Monod als Gesandter des Kantons Waadt in Paris 1804 an seine Regierung in Lausanne geschickt hatte. Dieses Inventar wurde seitdem von keinem Forscher gebraucht, hat aber Hofmann offenbar nicht losgelassen, sodass er sich nun im Un-Ruhestand des Themas wieder angenommen hat. Aus dieser neuerlichen Beschäftigung mit Henri Monods Mission nach Paris entstand das vorliegende Werk.

Hofmann gliedert sein Buch in fünf Kapitel, die von einem grosszügigen Anhang aus transkribierten Quellen ergänzt werden. Mit den ersten beiden Kapiteln führt er den Leser an die Episode von Monods Mission in Paris heran, während er in den drei weiteren Kapiteln die Ereignisse während der Mission und einzelne Verhandlungspunkte näher beleuchtet.

Besonders hervorzuheben ist zunächst das erste Kapitel des Buchs, in dem es Hofmann schafft, in kurzen, präzisen Ausführungen die Situation in Frankreich, der Eidgenossenschaft und in der Waadt in den Jahren von 1802 bis 1804 nachzuzeichnen. Dabei wird klar, was häufig vergessen geht, dass nämlich die aussen- und innenpolitische Stellung Napoleons zur Zeit seiner Kaiserkrönung alles andere als gesichert war, ja dass vielmehr die Krönung auch zur Stabilisierung seiner persönlichen Herrschaft diente. Entsprechend war die Positionierung der Eidgenossen gegenüber Napoleon nicht einfach festgelegt, sondern bisweilen eine unsichere Parteiergreifung, die auch gerade so gut die falsche hätte sein können. Gleichzeitig musste der mit der Mediation neu ernannte Landammann der Schweiz gegenüber dem Mediator den Beweis antreten, dass er das Vertrauen verdiente, das dieser in ihn setzte. Darauf führt Hofmann die scharfe Reaktion der Tagsatzung gegen die Zürcher Aufständischen im Bockenkrieg zurück, die dazu diente, gegenüber Napoleon zu beweisen, dass die Eidgenossen fähig wären, die innere Ruhe und Ordnung auch ohne französische Truppen aufrechterhalten zu können.

Im zweiten Kapitel zeichnet Hofmann die Charakterisierung Monods über seinen politischen Werdegang von 1798 bis 1804 nach. Dabei bietet er auch gleich einen Überblick über die Entwicklung der Waadt vom bernischen Untertanenland hin zum eigenen Kanton. Diese doppelte Absicht macht das Kapitel recht üppig und bringt den Leser bisweilen weg von der eingangs des Kapitels angekündigten Charakterisierung des Protagonisten. Diese erfolgt erst auf den letzten sechs Seiten des Kapitels. Das Kapitel erinnert vielmehr an eine klassische Biografie, mit zahlreichen Zitaten aus Monods Korrespondenz oder aus anderen Korrespondenzen über ihn. Angesichts des Umstands, dass eine umfassende Biografie Monods bis heute fehlt, ist dieses Vorgehen allerdings verständlich.

Das dritte Kapitel ist der eigentlichen Mission Monods von 1804 gewidmet, während die beiden nächsten Kapitel auf einzelne Verhandlungsfragen, den Umgang mit dem Ehrschatz und der Liquidation der helvetischen Schulden fokussieren.

Die Entsendung Monods nach Paris war in erster Linie in der problematischen Beziehung zu Bern begründet, wo mit dem Stecklikrieg von 1802 Restitutionsgelüste geweckt worden waren. Mit dem Wechsel des Vororts der Tagsatzung von Freiburg zu Bern 1804 verstärkte sich der Druck auf die Waadt erneut. Bern versuchte seinen Einfluss in den verlorenen Untertanengebieten unter anderem über den Ausbau der Kompetenzen des Vororts und des Landammanns der Schweiz zu erreichen und parallel dazu den Sitz der Tagsatzung längerfristig in Bern zu behalten. Die Waadt sah sich nicht nur dem Druck Berns ausgesetzt, sondern genoss als einziger frankophoner und weitgehend frankophiler Kanton auch in der restlichen Eidgenossenschaft wenig Unterstützung.

Vielmehr wurde sie zum Sündenbock für die Beschwernisse der französischen Besatzung gestempelt. Aufgrund dieser Situation entschied sich die Regierung in Lausanne, einen Gesandten nach Paris zu entsenden, der als direkter Draht zur französischen Regierung dienen sollte, die als einziger Garant für das Bestehen des Kantons gesehen wurde.

In gut lesbaren, klaren Strichen schafft Hofmann auch in diesen Kapiteln, was ihm im einleitenden Kapitel gelingt: die Situation in der Eidgenossenschaft und die diversen relevanten Verwicklungen plastisch darzustellen. Insofern ist sein Buch nicht nur eine Geschichte über die Mission von Henri Monod nach Paris, sondern ein guter Überblick über die vielfältigen Probleme, welche die Eidgenossenschaft in der Übergangsphase zwischen Helvetik und Mediation beschäftigten. Als solches ist es nicht nur ein Beitrag zu den französisch-schweizerischen Beziehungen, wie der Untertitel verspricht, sondern auch zum Zustand der Eidgenossenschaft während der Mediation. Damit leistet das Buch einen willkommenen Beitrag zur Beleuchtung dieser von der Forschung nach wie vor eher stiefmütterlich behandelten Zeit. Und so darf die Hoffnung von Étienne Hofmann unterstützt werden, dass sein Buch als Anregung zu einer immer noch ausstehenden Biografie von Henri Monod oder zu weiteren Arbeiten zu den Beziehungen zwischen Frankreich, der Waadt und der gesamten Eidgenossenschaft in der Zeit der Mediation dienen möchte.

Zitierweise:
Peter Lehmann: Rezension zu: Hofmann, Étienne: La mission de Henri Monod à Paris en 1804. Contribution à l’histoire des relations franco-suisses au début de la Médiation. Genf: Slatkine 2017. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 4, 2020, S. 60-62.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 4, 2020, S. 60-62.

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