Titel
Albligen. Die Sonnenterrasse im Schwarzenburgerland


Autor(en)
Gerber, Ulrich J.; Grogg-Roggli, Susanna
Erschienen
Basel 2019: IL-Verlag
Anzahl Seiten
342 S.
von
Katrin Keller

Das am westlichen Rand des Kantons Bern gelegene Dorf Albligen gehörte bis 1798 zur von Bern und Freiburg gemeinsam verwalteten Vogtei Grasburg. Seine geografische Lage auf der Freiburger Seite des Sensegrabens sollte für die Geschichte Albligens von der Reformation über den Übergang zum Kanton Bern 1803 bis zur Gemeindefusion 2011 mit Wahlern immer wieder bedeutsam sein und bildet eine spannende Voraussetzung. Das Inhaltsverzeichnis des Bands kündigt in zwölf Hauptkapiteln die «Geschichte von Albligen» und seiner Institutionen (Kirchgemeinde, Schule, Vereine und Geschäfte) an. Allerdings fällt besonders im ersten Kapitel zur Geschichte auf, dass die gewählten Themen (1.1. 850 Jahre Albligen, 1.2. 450 Jahre Reformation, 1.3. Albligen 1926, 1.4. Albligen 1941 usw.) nicht einem Gesamtkonzept entsprungen sind, sondern, bis auf eine Ausnahme (1.7. Albliger Keramik), eine Kompilation aus früher an anderen Orten veröffentlichten Texten darstellen. Dies führt zu Wiederholungen, auch in den folgenden, thematisch schwer von der «Geschichte» abgrenzbaren Hauptkapiteln II und III «Albligen im Wandel der Zeit» und «Die Kirchgemeinde Albligen». Besonders lesenswert sind die in den Archiven neu recherchierten Beiträge zur Baugeschichte der Kirche und des Pfarrhauses, zur Berner Standesscheibe in der Kirche und zu den Albliger Orgeln (Kapitel 3.1. bis 3.4., 3.7.). In diesen Kapiteln kommt deutlich zum Ausdruck, dass auch in Albligen den Pfarrern über die Jahrhunderte eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben und als Triebkräften von Veränderungen zukam. Das letzte Buchdrittel widmet sich dem dörflichen Vereinsleben und den lokalen Geschäften des 19. Bis 21. Jahrhunderts (Kapitel V bis XI). Indem er die 16 noch aktiven oder bereits verschwundenen Vereine, Gruppen und Läden porträtiert, schafft der vorliegende Band eine wichtige Dokumentation zur Lokalgeschichte und belegt eindrücklich das leider verbreitete Vereinssterben.

Hauptautor des laiengeschichtlichen Heimatbuchs ist der bis 2012 amtierende Albliger Pfarrer Ulrich J. Gerber, dem es darum geht, «die vielen Gesichter der Albliger Menschen in Vergangenheit und Gegenwart» nachzuerzählen, damit diese «im heutigen Wandel der Zeiten nicht dem Vergessen anheimfallen» (S. 10, 11). Das Buch scheint auf Eigeninitiative Gerbers entstanden zu sein, die Gemeinde Schwarzenburg tritt als Sponsorin, jedoch nicht als Beteiligte in Erscheinung. Zweite Hauptautorin ist Susanna Grogg-Roggli, ehemalige Lehrerin, Historikerin und Frau eines weiteren früheren Albliger Pfarrers. Dieser Autorenschaft ist es sicher geschuldet, dass kirchlich-religiöse Themen einen sehr breiten Raum einnehmen. Als störend empfindet die Rezensentin die an manchen Stellen vermittelten religiösen oder moralischen Wertvorstellungen und die unkritische Überhöhung vergangener Zeiten. Die Kapitelorganisation des Bands scheint nicht an allen Stellen logisch, was die Orientierung erschwert und etwas den roten Faden vermissen lässt. Dass zahlreiche Beiträge, wie bereits erwähnt, nur neu kompiliert sind, führt zu einer sehr heterogenen Sprache. Für eine breite und jüngere Leserschaft dürften die in den historischen Kapiteln I bis III zahlreichen wenig erläuterten Quellenzitate und die längeren mundartlichen Texte nur schwer zugänglich sein. Hervorzuheben ist die ausserordentlich reiche Illustrierung des Buchs: Mit rund 200 Abbildungen vermittelt es eine vielseitige visuelle Erfahrung des historischen und heutigen Dorfs jenseits der Sense.

Zitierweise:
Katrin Keller: Rezension zu: Gerber, Ulrich J.; Grogg-Roggli, Susanna et al.: Albligen. Die Sonnenterrasse im Schwarzenburgerland. Basel: IL-Verlag 2019. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 4, 2020, S. 56-58.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 4, 2020, S. 56-58.

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